Armutskonferenznimmt Kinder in den Blick
"Keine soziale Hängematte"

Schlechte Voraussetzungen: Kinder aus armen Familien leben oft in beengten Verhältnissen. | Foto: epd-bild/Jens Schulze
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Die öffentliche Debatte über das Bürgergeld ist nach Ansicht von Wolfgang Beck, Staatssekretär im Sozialministerium Sachsen-Anhalt, oft zu destruktiv. "Das Bürgergeld ist keine soziale Hängematte, um nicht arbeiten zu müssen – dem möchte ich ausdrücklich widersprechen", sagte er in Magdeburg bei einer Armuts-tagung der Sozialarbeiter der Caritas des Bistums Magdeburg. "Die Bürgergeldreform ist ein wichtiger Punkt, um die Armut im Land mittel- und langfristig zu bekämpfen." In Sachsen-Anhalt ist jeder fünfte Einwohner von Armut bedroht.

"Nach Berlin und Bremen steht Sachsen-Anhalt auf Platz drei im bundesweiten Armuts-Ranking", ergänzte Monika Schwenke, Caritas-Abteilungsleiterin für Beratende Dienste und Sozialpolitik. Armut sei kein neues Phänomen, nehme aber weiter zu. Während der siebte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung derzeit in Arbeit ist, legte Sachsen-Anhalt zuletzt 2013 einen Landesarmutsbericht vor.

Schwenke mahnte die Politik, stärker auf eine Entbürokratisierung von Sozialleistungen hinzuwirken: "Wir haben in diesem Bereich eine Überbürokratisierung, die einerseits verhindert, dass gute Maßnahmen umgesetzt werden, andererseits Betroffene oft völlig überfordert, ihnen zustehende Leistungen zu beantragen." Durch ein solches Übermaß an Bürokratie werde aus Armutsbekämpfung eine Armutsbekräftigung.

"Die vielfältigen Krisensituationen der vergangenen Jahre und die daraus resultierenden Zahlen von armutsbetroffenen Haushalten fordern uns alle", sagte Schwenke. "Armut verhindert gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe – und ist oft schambesetzt." Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat.

Michael Klundt, Professor für Kinderpolitik an der Hochschule Magdeburg-Stendal, verwies darauf, dass Lebensqualität, Bildung, Gesundheit und Zukunftschancen von Kindern durch das Aufwachsen in Armut massiv beeinflusst würden.

"Überproportional oft wohnen sie unter beengten Verhältnissen und somit meist ohne einen ruhigen Platz etwa für das Erledigen von Hausaufgaben." Erhebungen zeigten zudem, dass das Entwicklungsniveau bei Kindern in Armut während Corona stärker sank als bei anderen Kindern.

(kna)

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Online-Redaktion

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