Predigttext
Vorbilder für die Herde

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So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen.1. Petrus 5, Vers 4

Nein, das ist keine Schaufensterauslage: Die „unverwelkliche Krone der Herrlichkeit“ ist so etwas wie ein Dankeschön an diejenigen, die ihre Aufgabe in besonders mustergültiger Weise wahrgenommen haben.

Von Christoph Carstens

Sie werden hier „Vorbilder der Herde“ genannt. Und zu einem Vorbild wird man ja nicht gewählt, sondern das Vorbild ist aus sich heraus groß, wird nicht getragen von einer Welle der Sympathie, es orientiert sich an inneren Werten, oder wie immer man das nennen will.

Das hat durchaus mit persönlichen Erfahrungen zu tun. Da sind die Erfahrungen, sich bewährt zu haben in schwieriger Situation. Ein kleiner Glanzpunkt in der Rückschau: Ich kann stolz auf mich sein, und andere sind es auch. Erfahrungen, die tragen und ertüchtigen. Und da sind die Erfahrungen, gescheitert zu sein mit allem guten Willen, allen guten Absichten. Ein Schatten über dem eigenen Bemühen: Es hat nichts gefruchtet, ich bin nicht angekommen mit dem, was mir so am Herzen lag. Vielleicht habe ich mich überschätzt oder mich in mir selbst getäuscht.

An diesem Sonntag heute sind die guten Hirtinnen und Hirten das Thema. Sie sind die Vorbilder der Herde. Sie sind das ohne Lohn und Vergütung. Noch weitergedacht: Sie haben nichts davon. Denn die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit gleicht in nichts den Kränzen, die man Wettkampfsiegern auf den Kopf setzt. Sie hat ihre Bedeutung in dem, was vorher war, nicht in dem, was man hinterher damit anfangen kann. Vorher war der Einsatz für die Anbefohlenen.

Und da sind wir bei den dringenden Fragen: Wie gestaltet sich ein Auftrag, der Anbefohlenen zu widmen ist? Genauer gefragt: Was ist, wenn dieser Dienst niemals scheitern darf, weil es keine Spielräume gibt, wie Hirtinnen und Hirten mit den ihnen Anvertrauten umgehen? Schnell wird es heißen: Das ist ein zu hoher Maßstab. Auch „gute Hirten“ müssen sich korrigieren können, um „bessere Hirten“ zu werden. Nein, diesmal nicht. Dieser Dienst darf nicht scheitern, nicht neben der Spur laufen, nicht ins Zwielicht geraten. Es muss immer klar sein: Die Herde lebt. Die Hirtin, der Hirte folgt. Vielleicht hat sich das Bild vom königlichen Hirten deswegen so tief eingeprägt als Bild für die Kirche. Die unverwelkliche Krone liegt nicht in der Auslage. Sie folgt dem vorbildlichen Dienst. Das ist ihr Beweis. 

Der Autor ist Pfarrer in Quedlinburg.

Christoph Carstens | Foto: Elmar Egner
Autor:

Online-Redaktion

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