Predigttext
Stufen der Liebe

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Denn die Liebe ist langmütig und freundlich Sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf. 1. Korinther 13, Verse 5, 7 und 8

Die Liebe ist am größten“, ein Satz, oft gelesen vor dem Traualtar, wo zwei Menschen sich mit ihren Träumen und Wünschen auf einen gemeinsamen Weg begeben.

Von Ulrich Seidel

Liebe wird beschrieben, was sie nicht ist und dann auch, was sie ist: Sie sucht nicht das Ihre, lässt sich nicht verbittern, hofft und glaubt aber alles. Atemberaubende Sätze, denen wir aus tiefster Seele zustimmen. Mögen sie wahr werden im Leben eines jungen Paares.

Aber nun ist das kein Hochzeitstext, sondern an eine Gemeinde gerichtet, in der das Ideal hingebender christlicher Liebe gelebt werden soll. Beginnt da nicht die Überforderung? Verliert dieser Text etwa seine Bedeutung, nur weil wir Menschen es nicht hinbekommen, ihn zu verwirklichen? Je größer die Schar der Menschen wird, mit denen wir in Beziehung treten, desto herausfordernder wird es. Dennoch: „Alles muss klein beginnen“ und was wir uns für die ganze Welt wünschen, beginnt in der Zweierbeziehung oder der Familie und kann sich auswachsen in die Welt.

Die Gemeinde ist die nächste Stufe auf diesem Wege, in Liebe und menschlich miteinander umzugehen. „Die Liebe hört niemals auf“ und setzt sich fort in der Ökumene als Begegnung mit anderen Konfessionen, ihren Dogmen und Ritualen. Gehen wir gar noch eine Stufe weiter, haben wir die Religionen, also eine weltweite bunte Gottesgemeinschaft, die in einer immer kleiner werdenden Welt aufeinandertrifft. Ein religiöser Mensch, egal welcher Couleur, wird diesen Sätzen der Liebe, die das Ihre nicht sucht, alles glaubt und hofft, von Herzen zustimmen und sie in ähnlicher Weise in seinen religiösen Texten finden.

Die Herausforderung ist, das, was geschrieben steht, zu verwirklichen. „Kein Weltfrieden ohne Religionsfrieden“, sagte Hans Küng, ein Theologe, der viel in die Begegnung der Religionen investiert hat. Papst Franziskus geht mit der Enzyklika „Laudato si“ noch weiter: „Da alle Geschöpfe miteinander verbunden sind, muss jedes mit Liebe und Bewunderung gewürdigt werden, denn alle sind wir aufeinander angewiesen.“ Diese universale Liebe erinnert an Albert Schweitzers „Ehrfurcht vor allem Leben“ und wird in Zeiten der Schöpfungskrise auf Zustimmung stoßen. Liebe hört niemals auf und kennt keine Grenze.

Ulrich Seidel, Pfarrer i. R., Markleeberg | Foto:  Ulrich Seidel
Autor:

Online-Redaktion

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