Predigttext
Sind wir auch berufen?

Julius Sperling, Vikar in Jena | Foto: Désirée Werner

Der Herr sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich! Jesaja 6, Vers 8

Von Julius Sperling

Der Text über Jesjas Berufung macht mich nachdenklich: Jesaja hörte die Stimme des Herrn – ich dagegen höre die Stimme des Herrn ehrlich gesagt nie! Einige von Ihnen haben solche Erfahrungen vielleicht schon gemacht, ich gehöre aber nicht dazu. Ich kann mir das auch eigentlich nicht vorstellen, dass ich eine Stimme von Gott hören kann, die direkt zu mir spricht –vielleicht sogar noch direkt vom Himmel herab.

Ich erlebe Gott einfach: Wenn ich zum Beispiel im Park sitze, den Vögeln lausche und die Sonne genieße, dann fühle ich, dass diese unglaubliche Schönheit nur von Gott kommen kann. Ich erlebe Gott und fühle Gottes Nähe im Gebet, in Behütungen meines Lebens, durch Menschen, die mir in meinem Leben geschenkt wurden, in allem Wohlstand, der uns hier in Deutschland so oft zuteilwird. Aber ich denke auch an Menschen, denen es gerade nicht so gut geht. Erleben sie Gott gerade? Sie berichten mir von Stress, Überforderung und Druck. Mit all dem erleben sie Gott gerade vielleicht auch als ganz fern.

Zurück zum Vers: Jesaja hört also die Stimme des Herrn, welcher fragt: „Wer will unser Bote sein?“ Jesaja antwortet: „Hier bin ich Herr, sende mich!“. Im Gegensatz zu Jesaja habe ich nicht direkt die Stimme Gottes gehört, ich habe keinen direkten Auftrag von ihm erhalten. Und doch fühle ich mich in der Verantwortung für meine Freunde, um bei ihnen zu sein und ihnen Trost zu spenden. Auch ohne ein direkt zu uns gesprochenes Wort sendet uns der Herr zu unseren Lieben, zu Menschen, denen es schlecht geht, zu Menschen, die gerade trauern.

Und ich bin mir sicher, dass es auch vielen von Ihnen so geht: Auch wenn wir vielleicht nicht von einer himmlischen Stimme gerufen wurden, so spüren wir unsere Verantwortung in dieser Welt, den Ruf, für unsere Mitmenschen da zu sein. Das wird mir bewusst, wenn ich wie so manchmal in der Natur sitze, die Sonne genieße und darüber nachdenke, dass es mir gut geht. Wenn wir Kraft haben, dann haben wir diese Kraft auch, um für unsere Mitmenschen da zu sein. Wir können und sollen unsere Kraft mit unseren Nächsten teilen, die Gottes Nähe gerade nicht spüren. Dafür gebe Gott uns Kraft, ein mutiges Herz, aufeinander zuzugehen, und seinen reichen Frieden.

Autor:

Online-Redaktion

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