Wort zur Woche
Mach dir keinen Stress: Die Zukunft ist sein Land

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Meine Zeit steht in deinen Händen.
Psalm 31, Vers 16a


Ist so eine Ansicht nicht völlig aus der Zeit gefallen? Ja, meint der Soziologe Hartmut Rosa im MDR Fernsehen, und das sei gut so! Da hat er eine "bella figura" für die Kirche gemacht, obwohl er selbst gar nicht in der Kirche ist.

Von Bernd S. Prigge

Er schreibt anderswo, wie Glaube und Kirche positiv auf diese Welt wirken: Die Kirche ist Hüterin eines Schatzes, der für die heutige Gesellschaft von hoher Bedeutung ist. »Sie verfügt über die Elemente, die uns daran erinnern, dass eine andere Weltbeziehung als die steigerungsorientierte, auf Verfügbarmachung zielende, möglich ist. Angefangen beim Zeitkonzept: Denken Sie nur an Lieder wie ›Meine Zeit steht in deinen Händen‹ oder an das Kirchenjahr. Dazu hat mein Vater immer gesagt: ›Es ist total langweilig, da passiert ja nix, jedes Jahr das Gleiche, seit 2000 Jahren.‹ Ich würde entgegnen: ›Das ist genau der Punkt! ‹ Das ist eine andere Konzeption von Zeit als unser Konzept von Zeit als ökonomischer Ressource, die wir da haben.«

Es tut doch mal gut, sich von Außenstehenden sagen zu lassen: Ihr werdet gebraucht in dieser Welt. Mit eurer Andersartigkeit, mit euren Formen und Ansichten, die aus der Zeit gefallen scheinen. Gerade das braucht unser Land. Macht euch nicht so klein!

Meine Zeit steht in Gottes Hand. Dahinter steckt auch die Einsicht, dass ich selbst nicht die absolute Kontrolle über mein Leben habe. Obwohl ich das vielleicht meine. Das mag in einzelnen Punkten auch stimmen: Ich entscheide, wie viele Stunden ich mit dem Handy „rumdaddle“, oder ob ich „raus an die frische Luft gehe“. Aber wenn ich auf mein Leben zurückblicke, kann ich sehen, wo ich selbstbestimmt habe, wo es langgeht, oder auch wo ich von dem „Unverfügbaren“ (H. Rosa) überrascht wurde.

Der Psalm meint: Hab keine Angst vor dem Kontrollverlust. Denn es gibt jemand anderes, der den Überblick behält und es gut mit dir meint. Anders übersetzt könnte man vielleicht auch sagen: Mach dir keinen Stress, und setze dich nicht unter Druck, was auch immer im neuen Jahr geschieht. Ganz gleich, was kommt: Deine Zukunft liegt in Gottes Händen. 

Der Autor ist Augustiner-Pfarrer in Erfurt.

Foto: Daniel Hermann
Autor:

Online-Redaktion

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