Gottes Segen
Jakob und die Himmelsleiter

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Jakob, den Betrüger, plagt die Angst vor dem Hass und der Rache seines Bruders. Unruhig ist sein Herz und ihn quält sein Gewissen.

Tilmann Beyer

Das erschlichen ausgesprochene Wort kann nicht rückgängig gemacht werden. Der Segen ist zum Fluch geworden. In diesen Lebenssituationen kann man sich tagsüber ablenken, die Nächte aber sind schlimm. Jakob ist eingebrochen im Widerspruch zwischen dem, was er wollte und dem Preis, den er dafür zahlt. Etwas nicht mehr rückgängig machen zu können, was man gern ungeschehen machen möchte, gehört zu den anstrengendsten Erfahrungen. Es macht hilflos und ohnmächtig. Jakob kann nicht mehr hinter seine Tat zurück. Irgendwann schläft er ein auf dem harten Boden der Realität.

Gott, der Segnende, stellt eine Verbindung her zwischen dem menschlichen, trügerischen Leben und seiner göttlichen Liebe. Als würde es die Schuld nicht geben, gibt Gott Jakob ein Heilsversprechen und geht dabei über den Segen, wie Jakob ihn für sich erschlichen hatte, weit hinaus: Der Schuldige selbst soll für andere zum Segen werden.

Der Segen Gottes ist weder an Bedingungen geknüpft noch kann man ihn sich erschleichen. Er ergeht über den Menschen. Gott ist nicht gerecht, er macht gerecht. Als Jakob erwacht, hat er eine Perspektive. Was Jakob spürt, ist so radikal lebensverändernd, so unvorstellbar in ihrer Konsequenz, dass er eine „Versicherung“ braucht. Und so legt Jakob ein Gelübde ab, ganz in den Grenzen menschlicher Vorstellung: Wenn, dann.

Dietrich Bonhoeffer formuliert in seinem Glaubensbekenntnis das Angewiesensein Gottes auf den Menschen: „… Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“ Jakob lässt sich seine Schuld und den Umgang Gottes mit ihr gottesfürchtig zum Besten dienen. Auf diesem Weg wird er noch einmal kämpfen: mit sich und mit der unverdienten Zusage Gottes. Er wird sich den Himmelsleiter-Traum körperlich bestätigen lassen: „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn.“ (1. Mose 32,27b). „Ich stehe zu meinem Versprechen, Dich nicht zu lassen, wenn Du, Gott, auch zu Deinem Versprechen stehst, mich zu segnen!“ Es wird Jakobs aktive, antwortende Inanspruchnahme der Himmelsleiter-Zusage sein.

Gott wird nie aufhören, sich auf uns zuzubewegen, uns zu segnen, mit unserer Schuld zu ringen und uns zu Gutem zu befähigen. So lieb hat er uns. Lassen wir es uns zum Besten dienen.

Der Autor ist Referent der Telefonseelsorge/Bahnhofsmission/Hospiz/Palliative Care der Diakonie Sachsen.

Gottes Klettersteig
Gedanken zwischen Himmel und Erde

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Tilmann Beyer | Foto: Annelie Brux Fotografie
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