Predigttext
Hoffnung der Welt

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In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.Kolosser 2, Vers 3

Ich möchte in meinen Betrachtungen an diesem Weihnachtsmorgen besonders darauf schauen, dass Gott als Kind in die Welt gekommen ist.

Von Dorothea Knetsch

„In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“, schreibt Paulus. Ein Stück weit trifft das auf jedes Neugeborene zu. Wenn ich als Klinikseelsorgerin auf die Entbindungsstation gehe, wird mir das immer wieder deutlich.

Diese kleinen Wesen strahlen ähnlich wie neu gefallener Schnee oder der Neujahrsmorgen etwas Besonderes aus: Man empfindet Ruhe und Frieden, spürt ihr Unberührtsein. In jedem Kind liegen so viele Dinge verborgen. Gott hat uns gezeigt, wo die Hoffnung liegt für diese Welt: nicht bei den Mächtigen und Reichen, nicht bei denen, die besonders schlau reden und sich wichtig nehmen können. Die Hoffnung liegt bei den Kindern.

In den letzten Wochen hat sich zugespitzt, was schon in den letzten Jahren immer deutlicher geworden ist: In unserer Gesellschaft haben Kinder und Jugendliche, haben Familien die geringste Lobby. Die Zeiten des Homeschooling haben manche Kinder abgehängt. Ob sie es wieder aufholen können? Die Kinder- und Jugendpsychiatrien warnen schon länger davor, dass sie Jugendliche wegen Überlastung wegschicken müssen, obwohl sie dringend Hilfe bräuchten. Ich sehe als Pfarrerin und Mutter, wie es für Familien an vielen Stellen knirscht.

Ich könnte jetzt Politik-Bashing betreiben, das ist ja gerade en vogue. Mache ich aber nicht, denn ich sehe das Problem eher bei der Bevölkerung. Da sind die, die die Augen verdrehen, weil eine Mutter oder ein Vater schon wieder "Kind krank" ist. Was sollen sie denn machen? Das Kind krank in Kindergarten oder Schule schicken? Ich erlebe Menschen, die genervt sind, sobald ein Kind in der Öffentlichkeit einen Wutanfall bekommt. Dabei gehören diese Ausbrüche zu einer normalen Entwicklung von Kleinkindern dazu.

Und ich erlebe gerade eine Bevölkerung, die die wieder gewonnene Freiheit feiert und teilweise den Blick dafür verschließt, dass die Gesundheitssituation für Kinder und Jugendliche, für Eltern, Erzieher und Lehrer, für alle, die (kranke) Kinder in ihrem Alltag begleiten, gerade erneut prekär ist.

Gott ist als Kind in diese Welt gekommen. Er hat uns gezeigt, wo die Hoffnung für diese Welt liegt.

Die Autorin ist Pfarrerin und Klinikseelsorgerin in Weimar.

Dorothea Knetsch | Foto: Guido Werner
Autor:

Online-Redaktion

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