Predigttext
Gottes Reich in dieser Welt

Torsten Reiprich, Pfarrer in Pegau | Foto: Foto: privat

Jesus sprach: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein.  Lukas 14, Vers 16

Von Torsten Reiprich

Pfingstsonntag war Konfirmation. Als Pfarrer werde ich spontan zu Feiern eingeladen. Das ist gut gemeint. Aber eigentlich will ich wenigstes den Nachmittag mit meiner Familie verbringen, da unser Sohn nach langer Zeit zu Besuch ist.

Eine Einladung auszuschlagen – dafür gibt es oft gute Gründe. Auch die Gründe in Jesu Gleichnis vom großen Abendmahl sind nachvollziehbar: Ein geladener Gast muss sich um den neu erworbenen Acker kümmern, ein anderer um die neuen Ochsen. Beides sind berufliche Verpflichtungen. Und auch für den Frischvermählten, der seine Frau nicht gleich am Anfang für eine Party allein lassen möchte, habe ich schon Verständnis.

Dennoch, der Gastgeber ist enttäuscht, zumal Planung und Durchführung eines großen Festes immer eine enorme Leistung sind, verbunden mit starken emotionalen Erwartungen: Alles soll schön werden. Alle sollen sich wohlfühlen. Was, wenn dann keiner kommt? In der Folge, so lesen wir, zerreißt der Gastgeber voller Wut die Gästeliste und lädt andere zum Festmahl ein. Menschen, die sonst nicht im Blick sind: Arme, Lahme, Blinde und Fremde.

Beim Nachdenken über das Gleichnis kommt unweigerlich die Frage: Zu welcher Gruppe gehöre ich eigentlich? Zu denen, die geladen sind und sich entschuldigen, oder zu den „Fremden“, die stattdessen den Festsaal betreten?

Ich könnte mich zurücklehnen und sagen: Hier geht es um den „alten“ und den „neuen Bund“. Aber so einfach ist es ja nicht. Nehme ich persönlich denn die Einladung zu Gottes Fest an? Bin ich dafür nicht viel zu sehr abgelenkt und eingebunden? Wenn ich meinen Terminkalender durchblättere, wird mir manchmal ganz anders: Was da noch alles zu tun und zu organisieren ist.

Immerhin: Gott lädt ein. Und ein Gastgeber möchte, dass es seinen Gästen gut geht und es ihnen an nichts fehlt. Ich finde, das ist ein motivierender Grund, immer wieder zu überprüfen, woran mein Herz hängt: an beruflichem Erfolg, privatem Glück oder an der Suche nach Gott Reich?

Ich hoffe, ich gehöre zur zweiten Gruppe der Gäste. Am Ende bin ich ähnlich unperfekt wie sie: blind und gelähmt für so vieles, was richtig und wichtig wäre. Und dennoch herzlich willkommen, es mir in Gottes Reich richtig gut gehen zu lassen.

Autor:

Online-Redaktion

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