Predigttext
Getrennte Wege

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Da sprach Abram zu Lot: Es soll kein Zank sein zwischen mir und dir …; denn wir sind Brüder.1. Mose 13, Vers 8

Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch.“ – Diesen Bibelvers aus dem Buch Ruth wählen Paare gern zu ihrer Trauung. Sie drücken damit aus, dass sie zusammenbleiben möchten.

Von Gundula Eichert

„Wo du hingehst, da will ich nicht hingehen, wo du bleibst, da bleibe ich nicht.“ – Diesen Bibelvers sagt sinngemäß Abram – der erst später Abraham genannt wird – zu seinem Neffen Lot. Er drückt damit aus, dass er es nicht länger mit ihm aushalten kann. „Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.“

Abram lässt Lot die Richtung entscheiden, Hauptsache, es entsteht möglichst viel Raum zwischen ihnen. Denn immer wieder gab es Streit, nicht nur zwischen den Verwandten, sondern auch zwischen den Hirten, sozusagen den Angestellten, und sicher auch zwischen den Familien.

Konflikte zwischen Menschen sind die zweithäufigste Ursache, weshalb Menschen bei der Telefonseelsorge anrufen. Als Stellenleiterin der Telefonseelsorge in Halle höre ich jeden Tag davon. Zank und Streit gibt es zwischen Geschwistern, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Partnern und Freundinnen. Und tatsächlich ist Trennung manchmal die einzige Lösung, um den Streit zu befrieden. Aber es ist nicht liebevoll.

Jesus fordert uns im Evangelium des Sonntags (Matthäus 5, Verse 38-48) auf, freundlich zu unseren Brüdern und Schwestern zu sein. Und nicht nur das. Er sagt: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen.“ Geht das denn, so von den eigenen Interessen abzusehen?

Eine Freundin, deren Mann schwer erkrankt ist, erzählte mir, dass einige ihrer Bekannten ihr geraten haben, sich zu trennen. „Du willst doch nicht den Rest deines Lebens mit einem Menschen verbringen, den du pflegen musst! Was hast du denn noch von deinem Leben?“

Ja, was haben wir von unserem Leben, wenn wir versuchen, den anderen zu verstehen, für die andere da zu sein, auch die in unser Herz lassen, die ganz anders leben und sind als wir? Natürlich kann man sich trennen. Abram und Lot sind auseinandergegangen. – Wer weiß, was passiert wäre, hätten sie es nicht getan?

Jesus aber spricht von Liebe über alle Grenzen hinweg, die Brücken baut und verbindet. Und wir? 

Die Autorin ist Pfarrerin in Halle.

Pfarrerin Gundula Eichert | Foto: G. Eichert
Autor:

Online-Redaktion

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