Solidarische Kirche
Wegbereiterin des Wandels

Nachdem im Jahre 1999 eine gründliche Studie zu diesem Thema von Joachim Goertz herausgegeben worden ist, liegt nun eine Monographie von Lothar Tautz vor.

Von Axel Noack

Beide ergänzen sich sehr gut. Tautz schildert hier vor allem die innere Entwicklung dieser Gruppe und will zeigen, dass die Solidarische Kirche eine „Wegbereiterin für die Friedliche Revolution“ gewesen ist. Wer oder was war die Solidarische Kirche in der DDR? Es handelt sich um einen Zusammenschluss vorwiegend kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der DDR zu einem „Arbeitskreis“, der sich schon bald in „Regionalgruppen“ gliederte. Hervorgegangen war dieser Arbeitskreis aus einem Vikar-Kurs am Wittenberger Predigerseminar der Jahre 1983/84.

Dieser Arbeitskreis äußerte sich lautstark und öffentlich zu kirchlichen Themen, so zum Beispiel dem Versuch einer Lebensordnung im Bund der Evangelischen Kirchen und zum Thema „Amt und Ehe“, aber dann vornehmlich zu politischen Themen in der DDR. Dazu zählten unter anderem die Verhaftungen nach der Rosa-Luxemburg-Demo im Januar 1988, die Zensur der Kirchenpresse, die Kommunalwahlen in der DDR im Mai 1989. Bei den entsprechenden Aktionen, Demonstrationen, Mahnwachen und Fürbittandachten waren Mitglieder des Arbeitskreises in vorderster Reihe immer mit dabei.


"Auch sie geriet in Spannungen zur Amtskirche, die keine Unruhe wünschte"

Freilich war es damals kein Geheimnis, dass kirchliche Mitarbeiter und in Sonderheit die Pfarrerinnen und Pfarrer viel weniger gefährdet waren – zum Beispiel wurden sie viel seltener verhaftet. Die Mitglieder des Arbeitskreises zeichneten sich dadurch aus, dass sie sich verpflichtet fühlten, die ihnen gegebenen größeren Möglichkeiten auch wirklich auszuschöpfen. Dass diese Gruppe dann in das besondere Blickfeld der Staatssicherheit kam, ist klar.

Das alles wird nun in dem neuen Buch gründlich dokumentiert. Dabei wird ein großer Teil der Dokumente über die Landesbeauftragte online zur Verfügung gestellt. Die gründliche Betrachtung der internen Vorgänge und Debatten im Arbeitskreis zeigt auch, welche Mühe, Kraft und Zeit eine basisdemokratisch arbeitende Gruppe aufwenden muss.

Dass die Solidarische Kirche ganz bestimmt zu den wichtigen Gruppen in Kirche und Staat gezählt werden muss, ist deutlich. Auch sie geriet – und auch das wird dokumentiert – in Spannungen zur Amtskirche, die vor allem keine Unruhe wünschte und staatlicherseits dauernd gedrängt wurde, solche Gruppen zu disziplinieren.
So gesehen schildert das Buch etliche Aspekte unserer Kirchengeschichte in der DDR und kann belegen, wie viele Bausteine nötig waren, dass es die „Friedliche Revolution“ hat geben können.

Tautz, Lothar: Die Solidarische Kirche als Wegbereiterin der Friedlichen Revolution, Mitteldeutscher Verlag, 212 S., ISBN 978-3-96311-658-2; 16,00 Euro

Autor:

Online-Redaktion

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