Sehenswert
Totgeschwiegene Wahrheit

Aktuell in den Kinos: »Und der Zukunft zugewandt« mit Alexandra Maria Lara, Robert Stadlober, Barbara Schnitzler und Peter Kurth | Foto: Neue Visionen Filmverleih
  • Aktuell in den Kinos: »Und der Zukunft zugewandt« mit Alexandra Maria Lara, Robert Stadlober, Barbara Schnitzler und Peter Kurth
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Der Film erzählt die Geschichte der deutschen Kommunistin Antonia Berger (Alexandra Maria Lara). Sie wird im sibirischen Workuta zusammen mit ihrer Tochter Lydia seit zwölf Jahren zu Unrecht gefangen gehalten. Beim Versuch ihres ebenfalls inhaftierten Mannes, Lydia heimlich zu besuchen, wird dieser erschossen.
Das alles erfährt der Kinobesucher in einem Vorspann, ehe die eigentliche Geschichte von drei deutschen Kommunistinnen beginnt, die sich mit ihrer Ankunft in Fürstenberg/Oder (dem späteren Eisenhüttenstadt) fortsetzt. Zwar verbindet Antonia Berger damit neue Hoffnungen. Aber eine kurze Einblendung, die sie zuvor beim Blick auf die Fernsehbilder vom 9. November 1989 zeigt, lässt den Zuschauer wissen, dass die sich für sie in diesem Land nicht erfüllen wird.
In der DDR angekommen, werden die Frauen mit allem versorgt: Arbeit, eine schöne Wohnung und, überlebenswichtig für die lungenkranke Lydia, medizinische Versorgung. Der Preis, den sie dafür zahlen müssen, ist hoch: niemals über ihre Lagerhaft in der Sowjetunion zu sprechen.
Während eine der Frauen (Barbara Schnitzler) sich verbittert und wütend von diesem Staat abwendet, versucht Antonia sich zu arrangieren und schöpft durch die Liebe zu dem Arzt Konrad (Robert Stadlober) Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Als sie ihm ihr Workuta-Tagebuch anvertraut, will er das Gelesene nicht glauben und fragt ausgerechnet den Parteifunktionär Leo (Stefan Kurt), ob es stimme, dass Kommunisten ihre eigenen Leute liquidieren. Der informiert umgehend die entsprechende Behörde, so dass Lydia wieder im Gefängnis landet.
Als sie zu ihrer Tochter zurückkehren darf, hat Konrad via Hamburg die Fronten gewechselt. Sein Angebot, ihm zu folgen, lehnt sie ab. Der mitunter etwas didaktische Film wird von erstklassigen Schauspielern zu einem emotionalen Erlebnis gemacht: Zum Beispiel Alexandra Maria Lara. Aber auch kleinere und kleinste Rollen sind mit Schwergewichten wie Peter Kurth als Stasi-Vernehmer perfekt besetz. Und das alles in minutiös nachempfundener DDR-Kulisse: ein sehenswertes Zeitgemälde.
Im Abspann verweist eine Texteinblendung darauf, dass Berichte und Gespräche von Zeitzeugen als Basis für diesen Film dienten. Auch wenn man über dessen künstlerischen Wert streiten kann, ist es doch ein Verdienst des Films (Regie: Bernd Böhlisch), dieses verschwiegene Kapitel DDR-Geschichte aufgegriffen zu haben. Denn einer Zukunft zuwenden kann sich bekanntlich nur, wer sich ehrlich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt.
Matthias Caffier 

Autor:

Online-Redaktion

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