Bach-Kantate
Klangvolle Detektivarbeit

- Mühlhausen: Ingrid Kasper (l.) und der Augustiner Vocalkreis brachten die Kantate erstmals nach 300 Jahren zu Gehör.
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Dass Johann Sebastian Bachs Kantate „Nach dir Herr, verlanget mich“ (BWV 150) erstmals seit 1707 jetzt wieder als Gottesdienstmusik an jenem Ort erklang, an dem sie entstanden ist, bezeichnet Johannes Zähle vom Förderverein „Divi-Blasii-Kirche Mühlhausen“ als eine musikhistorische Sensation.
Von Reiner Schmalzl
Nach einer akribischen musikwissenschaftlichen Spurensuche kann das Werk tatsächlich in Bachs Mühlhäuser Zeit eingeordnet werden. Die Quelle dieser Kantate ist nur eine drei Jahre nach Bachs Tod entstandene Abschrift des Notenmaterials von Bachs ehemaligem Leipziger Thomasschüler Christian Friedrich Penzel aus dem Jahr 1753.
„Von der musikalischen Stilistik kann die Kantate Bachs frühem Schaffen zugeordnet werden. Allerdings blieb auf Grund der fehlenden Originalhandschrift eine präzise Datierung in der Arnstädter oder Mühlhäuser Zeit offen“, so Zähle. Im Jahr 2005 entdeckte der Belgier Johan de Wael, dass die Anfangsbuchstaben der vier Schlussverse von Satz 7 von oben nach unten gelesen den Namen „Bach“ ergeben. Eine weitere Untersuchung dieser Fährte auch durch den Leipziger Musikwissenschaftler und Bach-Forscher Hans-Joachim Schulze sowie eines Londoner Investmentbankers führte in den Versanfängen der freien Dichtung auf die Widmung „Doctor Conrad Meckbach“ (1637–1712).
Der promovierte Jurist war damals Bürgermeister in Mühlhausen. Ihm dürfte die Anstellung des jungen Bach als Organist an der Blasii-Kirche zu verdanken sein. Ob Bach sich mit der Kantate 150 im Vorfeld privat bei Meckbach in Stellung brachte oder sie nach der Berufung ihm zum Dank oder dessen 70. Geburtstag widmete, bleibt offen.
Der Augustiner Vocalkreis aus Erfurt unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektorin Ingrid Kasper und Kreiskantor Oliver Stechbart (Orgel) führten die Bach-Kantate nach mehr als 300 Jahren zum ersten Mal wieder in Mühlhausen auf. Dies ließ sich auch der gebürtige Texaner Robert G. Moore, Gastpfarrer an der Leipziger Thomaskirche, nicht entgehen. In seiner Predigt griff er den Anspruch „Recht ist und bleibet ewig Recht“ aus der Arie auf. Mit der Kantate würde er nicht nur persönliche Erfahrungen verbinden, sondern auch Bezüge zur aktuellen Politik in den USA sehen.
Autor:Online-Redaktion |
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