Postum ausgezeichnet
Dresdner Friedenspreis für Nawalny

Foto: Friedenspreis Dresden

Der im Februar gestorbene Alexej Nawalny galt als einer der schärfsten Kritiker der russischen Regierung. Die Umstände seines Todes in einem Straflager sind nicht vollständig aufgeklärt. Eine weitere Auszeichnung ehrt ihn postum.

Dresden (epd) - Der russische Regimekritiker Alexej Nawalny (1976-2024) wird postum mit dem Friedenspreis Dresden ausgezeichnet. Die Witwe des im Februar gestorbenen Oppositionsführers, Julia Nawalnaja, werde die Auszeichnung am 12. Mai im Schauspielhaus Dresden entgegennehmen, sagte der Sprecher der Trägerinitiative, Peter Ufer, am Montag in Dresden. Geehrt werde Nawalnys Einsatz für Freiheit, Demokratie und Frieden. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
„Der Widerstand des Oppositionspolitikers war und ist ein ermutigendes Beispiel für alle Menschenrechtsverteidiger, die seine Aktivitäten fortsetzen“, hieß es zur Begründung. Der Laudator oder die Laudatorin steht noch nicht fest. Bereits im April soll Julia Nawalnaja auf einem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee den „Freiheitspreis der Medien“ entgegennehmen. Sie und ihr verstorbener Ehemann werden für ihren Einsatz für Demokratie und Menschenrechte geehrt.

Der Friedenspreis Dresden wird seit 2010 an Menschen verliehen, die sich in besonderem Maße um Frieden und Völkerverständigung verdient gemacht haben. Organisatorisch wird die Vergabe in diesem Jahr neu aufgestellt: Erstmals wurde der Preis von der Initiative Friedenspreis Dresden in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Informationszentrum ausgelobt.

Die feierliche Übergabe findet außerdem zum ersten Mal im Frühjahr und im Schauspielhaus statt. Zur Uraufführung komme als „musikalisches Memorial“ ein Requiem des russischen Komponisten Sergej Newski, hieß es.

Bisher war der Preis vom Verein „Friends of Dresden“ rund um den Dresdner Kriegsgedenktag am 13. Februar in der Semperoper verliehen worden. Der Verein müsse sich jedoch nach dem Ausscheiden der Vorstandsvorsitzenden Heidrun Hanusch erst einmal neu orientieren, hieß es. Ob er die Friedenspreisvergabe danach fortführt, sei noch offen. In jedem Fall soll die Auszeichnung auch in Zukunft verliehen werden, hieß es. Gefördert werde der Preis weiterhin von der Klaus Tschira Stiftung.

Der frühere Bundesinnenminister und Mitglied der Friedenspreis-Initiative, Gerhart Baum (FDP), sagte am Montag in einem Livestream: Die diesjährige Vergabe solle die Verteidiger von Menschenrechten weiter ermutigen. Nawalny stehe stellvertretend für alle Menschen, die ihr Leben für die Freiheit opfern.
Der 47-jährige Kreml-Kritiker war am 16. Februar im Straflager „Polarwolf“ am Polarkreis in Sibirien zusammengebrochen und gestorben. Die Todesursache wurde nicht unabhängig geklärt. Nawalny war politischer Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er saß seit 2021 in Russland in Lagerhaft. 2020 überlebte er einen Giftanschlag. Nach seiner erfolgreichen Behandlung in Deutschland kehrte er nach Russland zurück.

Zu den bisherigen Friedenspreisträgern zählen der letzte Staatspräsident der Sowjetunion und Friedensnobelpreisträger, Michail Gorbatschow, der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim, der Kriegsfotograf James Nachtwey und der Whistleblower Daniel Ellsberg. 2023 ging die Auszeichnung an den US-amerikanischen Architekten Daniel Libeskind. Nawalny war in Dresden bereits mit der Friedensplakette „Schwerter zu Pflugscharen“ gewürdigt worden.

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Online-Redaktion

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