Das Musical »Lazarus« verarbeitet einen bibilischen Stoff und begeistert im Schauspielhaus Leipzig
David Bowies fantastische Auferstehung

Raumgreifendes Bühnenbild bei »Lazarus« | Foto: Rolf Arnold
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Am Ende des zweistündigen Theaterabends gab es für alle Beteiligten stehende Ovationen, insbesondere für die acht Musiker unter Leitung des exzellenten Jazzpianisten Stephan König. Die David-Bowie-Gemeinde – erkennbar an ihren bedruckten Fan-Shirts – lag sich in den Armen, erlebte mit diesen wunderbaren Musikern gleichsam eine Art Auferstehung ihres vor drei Jahren verstorbenen Popidols.
Auch im Musical »Lazarus« erlebt eine Figur ihre Wiederauferstehung: Thomas Jerome Newton, den David Bowie selbst 1976 in Nicola Roegs Film »Der Mann, der vom Himmel fiel« gespielt hat.
»Lazarus« setzt dreißig Jahre nach der Handlung des Films ein: Newton, der traumatisierte Außerirdische, vegetiert in einem New Yorker Appartement vor sich hin; seine einzige Bezugsperson ist Elly, die Assistentin. Seinen Traum vom Rückflug zu dem Stern, von dem er auf die Erde gefallen war, hat er nicht aufgegeben, kann ihn aber nicht mehr verwirklichen. In seine Fieberträume brechen zunehmend rätselhafte Personen ein – ein alter Freund, ein Mädchen ohne Gedächtnis, ein dunkler Schatten namens Valentine und andere Figuren, die mit den realen Figuren, zum Teil aber auch untereinander, in konkrete Aktionen treten.
So krude wie dieser Text ist, so verwirrend ist er auch durch sein Changieren zwischen Traum und Wirklichkeit. Strukturiert wird das Musical durch die vielen Bowie-Titel, die die Handlung assoziativ kommentieren oder vorantreiben, darunter Kultsongs wie »This is not America« und »Heroes«.
Dass an diesem Abend die Musik im Mittelpunkt steht, wird schon am Bühnenbild sichtbar: die Stephan-König-Band ist mittig platziert, rotiert auf einer Drehscheibe zu den wechselnden Handlungsepisoden mit und bleibt so allgegenwärtig. Bowie-Fans glauben, hier »reinen« Bowie-Sound zu erleben. Möglich. Auf jeden Fall wird engagiert musiziert.
Zu dem Musikereignis tragen nicht nur die Musiker selbst, sondern ganz explizit die Musicaldarsteller bei, allen voran Christopher Nell als Newton, ebenso Dirk Lange als diabolischer Valentine, Luise Schubert als verlorene Seele Elly und Anna Keil als helfen wollende Mädchenfrau. Und das Schlussbild ist einfach faszinierend; Newtons Traumata bekommen einen neuen Schub …
Regie führte in Leipzig der Sänger und Schauspieler Hubert Wild, das raumgreifende Bühnenbild schuf Susanne Münzner, die sehenswerten Kostüme Dagmar Elisabeth Mecca und die planetarischen, zum Teil witzigen Videoinstallationen Hela Multanen. Viele Beteiligte mehr auf und hinter der Bühne tragen zum Erfolg dieses fantastischen Theaterabends bei – allesamt »Heroes for one day«, denen Applaus gebührt.
Matthias Caffier

Nächster Aufführungstermin im Schauspielhaus Leipzig:  4. Juli, 19.30 Uhr. 

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Online-Redaktion

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