Blickwechsel
Zwei Prozent Rendite, viel gutes Gewissen

Oikocredit-Sprecherin Helena Funk (v. l.), EKM-Kirchenrätin Charlotte Weber und Dieter Kerntopf spielen "Sudoiko".  | Foto: Paul-Philipp Braun
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von Paul-Philipp Braun

Eine Rendite sei bei Oikocredit in den vergangenen zwei Jahren nicht drin gewesen. Zu hoch waren die zusätzlichen Ausgaben, die Mikrokreditnehmer und andere unterstützte Projekte aufgrund von Infektionsschutzmaßnahmen und coronabedingten Ausfällen hatten. "Es ist uns wichtiger, die Projekte auch in schwieriger Zeit ganzheitlich zu unterstützen, als sie allein zu lassen", sagt Vorstandsmitglied Dieter Kerntopf und berichtet, dass aber auch kaum Genossenschaftsmitglieder für die Geschäftsjahre eine Rendite – die bei dem Verbund im Übrigen bei zwei Prozent gedeckelt ist – verlangt hätten. Die Erklärung dafür ist, neben dem unumstößlichen Altruismus, den die meisten Genossenschaftsmitglieder zu haben scheinen, auch ein ganz simpler und wirtschaftlicher. "Was bringt es uns, wenn wir auf einem Gewinn bestehen, die Projekte dahinter aber danach nicht überleben?", erklärt Kerntopf.

Seit den 90er-Jahren investieren Dieter Kerntopf und seine Frau einen Teil ihres Geldes in die Oiko-credit-Genossenschaft. Ein Projekt, das auf ökumenischen Füßen steht und den Ansatz hat, "Gutes Geld" auch ebenso zu investieren. Heißt: Mit Mikrokrediten im globalen Süden Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und finanzielle Mittel für Klimaschutz und nachhaltige Landwirtschaft bereitzustellen.
"Die Ökumene ist mir schon immer ein inneres Anliegen. Geld sinnvoll zu investieren auch", erklärt Dieter Kerntopf, der zusammen mit Bildungsreferentin Helena Funk und anderen Mitstreitenden auch den Kirchenpavillon auf der Bundesgartenschau bespielte und die Genossenschaft vorstellte. "Wir haben hier viele gute Gespräche geführt und Menschen für unsere Ziele sensibilisiert", sagt Kerntopf. Zu diesen Zielen zähle es auch, investiertes Geld nicht für Waffen, Atomkraft oder den Klimawandel noch zusätzlich fördernde Technologien auszugeben, sondern Menschen in Armut zu helfen.

Ein Ansatz, den auch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) unterstützt. Mit einem Anteil von 200 000 Euro ist sie Mitglied in der Genossenschaft, welche ihren Hauptsitz in den Niederlanden hat, in Mitteldeutschland, Brandenburg und Berlin jedoch durch den Ostdeutschen Förderkreis vertreten ist. Im Rahmen der Präsentation auf dem Buga-Gelände nutzte auch EKM-Ökumenereferentin Charlotte Weber die Möglichkeit, zu Oikocredit und den aktuellen Entwicklungen ins Gespräch zu kommen. Dabei erklärte Dieter Kerntopf ihr, dass die Nachfrage nach Geldanlagen im nachhaltigen Bereich zunehmend steige. Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewegungen, wie Fridays for Future, würden das uralte christliche Anliegen der Schöpfungsbewahrung einmal mehr aufs Tableau bringen, und die Zahl der rund 2250 Mitglieder des Ostdeutschen Förderkreises steige kontinuierlich an.

Neben dem Klimaschutz sei es aber insbesondere das Bewusstsein für die Nöte vieler Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern und der Wunsch nach einer ethischen Form der Kapitalanlage, bei der nicht nur die Gewinnmaximierung im Fokus stehe, die viele Menschen antreibe. Es sei weniger eine Frage der Rendite als des Gewissens.

Oikocredit-Sprecherin Helena Funk (v. l.), EKM-Kirchenrätin Charlotte Weber und Dieter Kerntopf spielen "Sudoiko".  | Foto: Paul-Philipp Braun
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