Blickwechsel
Klimagipfel: Keine Zeit für Aufschub

Orient trifft Okzident: In Dubai ringt die Welt um den Klimaschutz. | Foto: Melinda Nagy – stock.adobe.com
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Der Austragungsort der 28. Weltklimakonferenz (COP) ist symbolträchtig. Ausgerechnet in der Wüstenmetropole Dubai in den durch den Öl-Export reich gewordenen Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) verhandelt die Staatengemeinschaft ab dem 30. November über einen möglichen Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas.

Von Moritz Elliesen

Geleitet wird der Gipfel von einem Mann, der sein Geschäft auch mit fossilen Brennstoffen verdient: dem Chef des staatlichen Öl-Konzerns Adnoc und Industrieminister der VAE, Sultan Ahmed Al Jaber. Als COP-Präsident müsste er sich eigentlich für ein Ende solcher Geschäfte einsetzen. Um das Pariser Klimaziel einzuhalten, müssen die Emissionen laut Weltklimarat noch in diesem Jahrzehnt drastisch sinken.

In Dubai müsse beim Klimaschutz ein großer Schritt nach vorn gemacht werden, sagt der Klimareferent der Entwicklungsorganisation Oxfam, Jan Kowalzig. Entscheidend dafür sei, dass sich die Staatengemeinschaft auf einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern sowie ein globales Ausbauziel für erneuerbare Energien einige. «Wir können nicht noch einmal darüber reden, noch einen Bericht lesen», sagt Kowalzig. Wie sehr die Zeit drängt, zeigen aktuelle Schätzungen der UN.

Demnach steuert die Erde bis Ende des Jahrhunderts mit den bisher gemachten Zusagen zur Emissionsminderung auf eine Erwärmung von deutlich mehr als zwei Grad Celsius zu. Ein Meilenstein wurde zuletzt bei der Weltklimakonferenz in Glasgow im Jahr 2021 gemacht. Damals einigte sich die Staatengemeinschaft erstmals auf einen «Abbau» der Kohleförderung. Von Öl und Gas war jedoch keine Rede. Ambitioniertere Ziele scheiterten auch am Widerstand aus China und den Öl-exportierenden Golfstaaten.

Auch vor Dubai zeichnen sich schwierige Verhandlungen ab. Die EU hat bereits angekündigt, sich für einen weltweiten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen «deutlich vor 2050» einzusetzen. Die G20-Staaten jedoch, denen unter anderem China und Indien angehören, konnten sich bis zuletzt nicht auf eine solche Position einigen.

Gerungen wird in Dubai derweil auch um einen Fonds, aus dem arme Länder Gelder für klimabedingte Verluste und Schäden («Loss and Damage»), etwa nach Fluten oder Stürmen, abrufen können. Von Entwicklungsländern war er lange gefordert worden. Bis zuletzt gab es unter anderem Streit über die Frage, ob – wie bei den Klima-Hilfen in anderen Bereichen – nur die westlichen Industriestaaten in den Fonds einzahlen oder auch China und die Golfstaaten. Der von einem Komitee erarbeitete Vorschlag sieht nun einen Aufruf an alle Staaten vor – aber keine verbindlichen Verpflichtungen für Ländergruppen.

Die Klimaexpertin von «Brot für die Welt», Sabine Minninger, hält das für einen schlechten Kompromiss. Ohne klare Verpflichtungen würden dem Fonds die Gelder fehlen, warnt sie. In den 14 Staaten mit dem höchsten Risiko seien Projekte zur Anpassung an die Erderwärmung am stärksten unterfinanziert. Einem Report des Hilfswerks zufolge steht Afghanistan an der Spitze der besonders verletzlichen Länder mit zu wenig Hilfe, gefolgt vom Südsudan und dem Niger. Als extrem unterfinanziert gelten zudem auch der Jemen, Uganda, Somalia, Irak und Syrien. «Ausgerechnet bei den Ländern, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, kommt das ohnehin zu knappe Geld nicht an», sagte die Präsidentin von «Brot für die Welt», Dagmar Pruin. Damit drohe den meisten Ländern eine «dauerhafte Resilienzlücke», die eine nachhaltige Entwicklung unmöglich mache. Schätzungen zufolge würden bis 2030 jedes Jahr Hunderte Milliarden an Euro gebraucht, um klimabedingte Schäden und Verluste zu bewältigen.

Sabine Minninger sieht hier vor allem die westlichen Industriestaaten in der Pflicht, die historisch für einen Großteil der Emissionen verantwortlich seien. Die Bundesregierung und weitere Länder müssten mit großen Finanzzusagen vorangehen. «Dieses Signal brauchen wir, um eine gute Verhandlungsstimmung beim Klimagipfel zu haben.»

(epd)

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