Südafrikas Experte für Versöhnung wird 90
Kategorie Weltgewissen

Desmond Tutu | Foto: commons.wikimedia.org

Er will eigentlich Pensionär sein – und würde doch immer noch dringend gebraucht: Desmond Mpilo Tutu wird am 7. Oktober 90 Jahre alt. Die "Regenbogennation", von er immer träumte, ist bis heute eine große Baustelle.

Von Alexander Brüggemann

Mitte der 70er-Jahre, die meisten Anführer der Schwarzen saßen im Gefängnis, wurde der anglikanische Priester zum Hoffnungsträger gegen den Apartheid-Staat. Für seinen "gewaltlosen Einsatz gegen das Apartheid-Regime" erhielt er 1984 den Friedensnobelpreis. Im selben Jahr wurde er erster schwarzer Bischof von Johannesburg, nur zwei Jahre darauf Erzbischof von Kapstadt. Viele weiße Anglikaner sahen darin jedoch ein "billiges Nachgeben" gegenüber dem militanten schwarzen Lager und befürchteten eine Politisierung des Amtes.

Mit dem Ende des Apartheid-Staates Anfang der 90er-Jahre war die "moralische Wende" in Südafrika noch lange nicht geschafft. Die wohl undankbarste Aufgabe stand noch bevor. Als Vorsitzender der "Kommission für Wahrheit und Versöhnung" hörte Tutu Täter und Opfer des Systems an – neben den einstigen Machthabern auch den Afrikanischen Nationalkongress und die Kirchen. Das Ergebnis: Zwei Drittel aller Südafrikaner, egal welcher Hautfarbe, waren überzeugt, die Wahrheitskommission habe nicht zur Versöhnung beigetragen, sondern die Gräben vertieft.

Entmutigen ließ sich Südafrikas Vorträumer freilich nicht. Über die Grenzen des Landes hinaus blieb er auch in den folgenden Jahrzehnten wachsam und in der Tagespolitik präsent. Normale Arbeitstage verbrachte Tutu viele Stunden in Stille und Gemeinschaft mit Gott, das war ein Schlüssel zu seiner Belastbarkeit und produktiven Energie. Seit er auch all seiner Ehrenämter ledig ist, hört man ihn nur noch selten. Tutu will den Rest seiner Lebenszeit seiner Familie widmen.

 (kna)

Autor:

Online-Redaktion

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