Blickwechsel
Faktencheck: Kinofilm "Konklave"

- Der Papst ist tot. Was nun? Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence
- Foto: Lisa-Maria Mehrkens
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Der Papst ist tot. Direkt zum Auftakt des Filmes drängeln sich Priester, Ordensschwestern, Kardinäle und Bischöfe im Gästehaus Santa Marta.
von Felix Neumann und Benedikt Heider
Dabei versucht das offizielle vatikanische Regiebuch für den Papsttod einen solchen Auflauf gerade zu vermeiden: Anders als im Film versammeln sich nach dem Papsttod nämlich nur der Camerlengo, der Kardinaldekan und einige Personen aus dem engsten Kreis des Papstes am Sterbebett. Ein größerer Auflauf mit Kardinälen oder gar Ordensschwestern und Priestern wie im Film ist nicht vorgesehen.
Allerdings … Die aktuellen Regelungen gelten für einen Papsttod im Apostolischen Palast. Was passiert, wenn der Papst im vatikanischen Gästehaus Santa Marta stirbt, in dem auch der amtierende Papst Franziskus lebt, ist genau genommen nicht geregelt.
Während die Abläufe nach dem Papsttod von den Filmemachern freier interpretiert werden, sind die Wahlvorbereitungen recht präzise dargestellt. So mag die Szene, in der es um Störsender rund um die Sixtina geht, manchem übertrieben erscheinen – und doch sehen die Vorschriften genau das vor. Seit 1996 heißt es dort: "Ganz besonders werden sie auch unter Zuhilfenahme der Erfahrung zweier vertrauenswürdiger Techniker darauf achten, dass die Geheimhaltung in den genannten Räumen, insbesondere in der Sixtinischen Kapelle, in der die Wahlhandlungen stattfinden, gesichert ist, indem sie sich vergewissern, dass kein Aufnahme- oder audiovisuelles Sendegerät von wem auch immer in die genannten Räume eingeführt wird."
Während aber im Film der Vorsitzende des Kardinalskollegiums immer wieder Kontakt zur Außenwelt aufnimmt, ist das bei einem echten Konklave strengstens verboten. Allein durch die Gespräche mit seinem Sekretär begibt sich der fiktive Kardinal Lawrence auf dünnes Eis. Überhaupt agiert der Kardinal immer wieder am Rande des Legalen. So trifft er einige Entscheidungen, die eigentlich nur der Papst oder während der Sedisvakanz alle Kardinäle gemeinsam treffen können. Wohl am schlimmsten ist der Bruch des Beichtgeheimnisses. Lawrence verwendet Wissen aus der Beichte, um den Fehltritt eines Kardinals aufzudecken. Auch die Verletzung des Beichtgeheimnisses wird im schlimmsten Fall mit der Exkommunikation im Moment der Tat bestraft.
Bruch des Beichtgeheimnisses
Eine der Alleinentscheidungen von Lawrence ist die Zulassung eines bisher unbekannten Kardinals zum Konklave. Kirchenrechtlich gilt: Geheime Kardinäle haben erst dann die Rechte und Pflichten eines Kardinals, wenn sie zumindest gegenüber dem Kardinalskollegium vom Papst benannt werden. Stirbt der Papst, ohne den Namen bekannt gemacht zu haben, ist auch der geheime Kardinalstitel hinfällig. Auch mit dem tatsächlichen Beginn des Konklaves ("conclave", lat. "mit Schlüssel" verschlossener Raum) nehmen es die Filmemacher nicht allzu genau. Lawrence sagt in einer Besprechung, er und die anderen Kardinäle würden ab 18 Uhr eingeschlossen sein. Das entspricht ebenfalls nicht dem Protokoll. Darin ist festgelegt, dass das Konklave mit der Messe im Petersdom beginnt. Am Nachmittag ziehen die Kardinäle dann in die Sixtinische Kapelle ein, wo sie noch unter den Augen der Öffentlichkeit einzeln einen Eid schwören. Erst dann werden sie eingeschlossen und von der Öffentlichkeit abgeschirmt.
Der daraufhin im Film dargestellte Wahlablauf inklusive der Bitte, auf dem Wahlzettel die Handschrift zu verstellen, entspricht der Realität. Insgesamt zeigen die Filmemacher eine große Liebe zum Detail – und auch wenn es überraschen mag: Die Schlusspointe des Films ist längst nicht so abwegig, wie sie manchem erscheinen mag. Worum es dabei konkret geht, soll aber nicht verraten werden.
(kna)
Autor:Online-Redaktion |
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