Blickwechsel
Dänemark: Die lutherische Königin geht

Margrethe II. ist Baumpatin für eine Blumenesche im Wittenberger Luthergarten, gepflanzt am 2. Oktober 2016.  | Foto: Foto: epd-bild/Rolf Zöllner
  • Margrethe II. ist Baumpatin für eine Blumenesche im Wittenberger Luthergarten, gepflanzt am 2. Oktober 2016.
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 Das Ende einer Ära: Die dänische Königin Margrethe II. dankt ab und übergibt am 14. Januar das Zepter an ihren ältesten Sohn Frederik.

von Benjamin Lassiwe

Eine Rückenoperation im vergangenen Jahr habe den Anlass gegeben, sich Gedanken über die Zukunft zu ma-chen – „ob es nicht die Zeit sei, die Verantwortung auf die nächste Generation zu übertragen“, sagte die 83-jährige Monarchin bei ihrer Neujahrsansprache.

Für die Skandinavier kam die Abdankung überraschend: Man rechnete damit, dass die Königin bis zu ihrem Tod auf dem Thron verbleiben würde. Doch in den letzten Jahren gab es auch Zeichen, dass die Monarchin einen Thronwechsel vorbereitete: So entzog sie den Kindern ihres jüngeren Sohns Joachim die Prinzen- und Prinzessinnentitel und degradierte sie zu Grafen. Und auch der 18. Geburtstag ihres Enkels Christian, der als künftiger Kronprinz bereits am Staatsrat des Landes teilnehmen darf, wirkt im Rückblick wie ein Meilenstein.

Es scheint, als hätte die 1940 auf Schloss Amalienborg in Kopenhagen geborene Königin bewusst ihr Haus bestellt. Was zu der Monarchin passt, die nach 52 Regierungsjahren als ein Musterbeispiel für Pflichterfüllung und den Einsatz für ihr Land gilt. „Viele von uns haben nie einen anderen Regenten kennengelernt“, sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Fredriksen. „Königin Margrethe ist der Inbegriff Dänemarks.“ Sie habe mit Worten und Gefühlen gezeigt, „wer wir als Volk und Nation sind.“

Wozu immer auch ein enger Bezug zur Kirche gehörte: Dass sie als Königin auch Oberhaupt der lutherischen Volkskirche des Landes war, hatte für Margrethe II. mehr als nur symbolische Bedeutung. In einem Interview mit dem in Kopenhagen erscheinenden "Kristeligt Dagblad" bezeichnete sich die Königin 2016 als intensive Kirchgängerin und gab Einblick in ihre persönliche Spiritualität. "Kann man sich nicht über irgendetwas anderes im Gottesdienst freuen, gibt es immer noch das Abendmahl", sagte sie. "Es ist nicht nur ein Stück Brot und ein Schluck Wein." Wenn man Brot und Wein empfange, habe man das Recht zu sagen: "Ja, das ist jetzt, es geschieht", deutete sie ein klassisch lutherisches Abendmahlsverständnis an. Das Abendmahl sei sowohl ein Mysterium als auch etwas sehr Handfestes.

Die Nähe der Monarchin zur Kirche drückte sich indes auch an vielen anderen Dingen aus: Immer wieder kreierte die passionierte Künstlerin Kirchentextilien. Eine ganze Reihe dänischer Kirchen besitzt heute von Margrethe entworfene Messgewänder. Für die Schlosskirche in Lutherstadt Wittenberg gestaltete Margrethe einen Altarbehang. Nach dessen Enthüllung pflanzte sie einen Baum im Luthergarten. Ob sich diese Nähe zwischen Königshaus und Volkskirche unter ihrem Sohn, dem künftigen König Frederik X., fortsetzt, wird die Zukunft zeigen. Vorläufig jedenfalls machte der Kronprinz vor allem durch sein Engagement für Klimaschutz und Breitensport – etwa durch den jährlich ausgetragenen „Royal Run“ – von sich reden. Eine besondere Nähe zur Kirche war hingegen bislang nicht erkennbar.

Vermutlich wird sich der Schluss der traditionellen Neujahrsansprache, den Margrethe am Silvestertag zum 52. und letzten Mal verlas, wohl auch unter Frederik nicht ändern: Die Segensworte „Gott schütze Dänemark! Gott schütze Euch alle zusammen!“ werden auch weiterhin zum festen Repertoire des dänischen Monarchen gehören.

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