Nigeria
Bischof warnt vor US-Militärschlag
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Aachen (red). Das katholische Hilfswerk missio Aachen und seine Partner in Nigeria sind besorgt über die von US-Präsident Donald Trump angedrohte militärische Intervention. Dieser begründete seine Drohung mit der Verfolgung von Christen in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas. „Es ist gut, dass das Thema auf die internationale Agenda kommt. Aber wenn Bomben fallen, sind die Kollateralschäden unabsehbar. Das Zusammenleben von Christen und Muslimen wäre auf Dauer gefährdet“, sagte Ignatius Kaigama, Erzbischof der Diözese Abuja in Nigeria, gegenüber missio Aachen. Er ist Träger mehrerer Friedenspreise und Gründer interreligiöser Dialogzentren.
„Die USA sollten statt militärischer Interventionen wirksame Mittel der Diplomatie wählen, um die Sicherheitsarchitektur des Landes auszubauen und zu reformieren. Wir müssen evaluieren, warum unsere Sicherheitskräfte seit 15 Jahren keine Fortschritte im Kampf gegen diese vielfältige Gewalt machen“, fordert Kaigama. Nigeria brauche zudem professionelle Sicherheitskräfte, die Geiseln bei Entführungen befreien und Gefahren durch Anti-Terror-Einsätze abwehren könnten. Bei deren Ausbildung wäre die Unterstützung der USA sehr wünschenswert.
US-Regierung soll Sponsoren von Terrorgruppen und Nutznießer von Korruption identifizieren
„Die US-Regierung kann Nigeria auch dabei helfen, die Sponsoren von Terrorgruppen wie Boko Haram oder den Islamic State West Africa (ISWA), im In- und Ausland zu identifizieren, um die Geldflüsse an diese Gruppen zu unterbinden. Das wäre wesentlich zielführender als ein Militäreinsatz“, so der Erzbischof mit Sitz in Nigerias Hauptstadt. „Schließlich sollte die US-Regierung bei der Bekämpfung von Korruption in Nigeria mitwirken. Sie ist der Hauptgrund für die grassierende Armut, die junge Menschen in die Arme von Kriminellen und Terroristen treibt“, mahnt missio-Partner Kaigama. „Wir müssen diejenigen identifizieren, die sich die Reichtümer Nigerias aneignen und ins Ausland schaffen. Die US-Regierung muss dafür sorgen, dass diese Gelder, die der Bevölkerung Nigerias gehören, wieder zurückgeführt werden. Das würde uns mehr helfen als jeder großinszenierte Militärschlag“, merkt Kaigama an.
Lokale Friedensinitiativen in Gefahr
missio Aachen unterstützt die Forderungen von Erzbischof Kaigama ausdrücklich. „Unsere Partner sind dankbar, dass die prekäre Lage der Christen in Nigeria ins öffentliche Bewusstsein gerückt wird. Aber sie haben Angst, dass ein US-Truppeneinsatz auf heimischem Boden die Lage der Christen verschlimmert. Diese könnten dann als Kollaborateure einer fremden Macht gelten, was sie mittelfristig noch stärker zur Zielscheibe von Gewalt macht. Diese Angst nehmen wir sehr ernst“, sagte Dr. Gregor von Fürstenberg, Vizepräsident von missio Aachen, nach Gesprächen des Hilfswerkes mit weiteren Partnern.
missio Aachen betont, dass die katholische Kirche in Nigeria seit Jahren durch lokale Friedensinitiativen und interreligiöse Projekte ein gutes Zusammenleben von Christen und Muslimen in den Kommunen aufgebaut hat. Wo diese Initiativen stark sind, entziehen sie Extremisten und Kriminellen den Boden. „Hier hat missio Aachen umfangreiche Mittel zur Verfügung gestellt. Diese Kultur des friedlichen Miteinanders an der Basis rettet Leben und darf durch einen US-Militäreinsatz nicht gefährdet werden. Unsere Partner brauchen mehr Unterstützung für Dialog, Versöhnung und gut ausgebildete, lokale Sicherheitskräfte“, fordert von Fürstenberg.
Sicherheitslage der Christen in Nigeria
Die Sicherheitslage der Christen in Nigeria ist sehr komplex und kann nicht allein durch Religion erklärt werden. Es gibt vor allem im Norden und Nordosten des Landes islamistische Terrorgruppen wie Boko Haram oder den Islamic State West Africa (ISWA), die Angriffe gegen Christen und moderate Muslime starten. Daneben herrscht ein ethnischer Konflikt zwischen Viehnomaden, die zumeist Muslime sind, und Bauern, größtenteils Christen, um Weideland und Wasserressourcen. Schließlich existieren kriminelle Banden, die Entführung zu ihrem Geschäft gemacht haben und zu deren Opfern auch Priester, Ordensleute und andere Christen gehören. Deshalb ist die Frage der Sicherheit für Christen wie auch für alle anderen Bürger des Landes entscheidend.
Autor:Online-Redaktion |
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