Hintergrund
Kirchen im Vereinigten Königreich

Die einstige Kolonial- und Weltmacht Großbritannien vereint diverse Weltanschauungen. Unter den 66 Millionen Bewohnern standen 2020 neben rund 25 Millionen anglikanischen, 10 Millionen anderen protestantischen und 6 Millionen katholischen Christen immer mehr Konfessions- und Religionslose zu Buche. Zudem gibt es ein bis vier Millionen Buddhisten, geschätzt drei Millionen Muslime sowie mehr als 800 000 Hindus, 420 000 Sikhs und 300 000 Juden.

Von Alexander Brüggemann

Wie in allen westlichen Demokratien ist auch im Vereinigten Königreich eine starke Säkularisierung zu verzeichnen. Regional sind die konfessionellen Verhältnisse historisch von großen Unterschieden gekennzeichnet. Die einst mächtige katholische Kirche Englands erfuhr einen Bruch im 16. Jahrhundert, als sich König Heinrich VIII. von Rom lossagte und eine "anglikanische" Staatskirche mit sich selbst als Oberhaupt etablierte. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre; später setzten sich protestantische Einflüsse durch.

Die Katholiken waren fortan eine verfolgte und verachtete Minderheit. Erst 1791 durften sie wieder Gottesdienst feiern und unauffällige Kirchen bauen. 1850 wurde eine katholische Hierarchie wiedererrichtet. Auch dank Immigration aus Italien, Polen und Afrika gibt es lokale Hochburgen im Großraum London.

Nordirland gehört politisch zum Vereinigten Königreich; die katholische Kirchenhierarchie zählt allerdings mit zum stark katholischen Irland. In Nordirland prallen die konfessionellen Gegensätze hart aufeinander; sie mündeten in den 1970er-Jahren in einen rund 30 Jahre dauernden blutigen Bürgerkrieg, der erst 1998 weitgehend überwunden wurde. Der katholische Bevölkerungsanteil ist zuletzt kontinuierlich gewachsen. Schätzungen zufolge könnten Katholiken schon bald wieder die Bevölkerungsmehrheit in Nordirland stellen.

Schottland und England trennt ein tiefer kultureller und religiöser Gegensatz. In Schottland, das erst 1707 mit England und Wales zum britischen Königreich vereinigt wurde, war die Reformation vor allem religiös, nicht politisch motiviert. John Knox (1514 bis 1572) setzte eine presbyterianisch-reformierte Kirchenverfassung durch. Die "Church of Scotland" ist also nicht anglikanisch.

Die Einführung der Reformation zog sich lange hin und war bis Mitte des 18. Jahrhunderts von blutigen Aufständen der sogenannten Jakobiten gekennzeichnet. Zu ihnen gehörten auch die katholisch gebliebenen "Highlander", die am Ende der militärischen Übermacht der Engländer unterlagen und kulturell unterdrückt wurden. 2011 bekannten sich 54 Prozent der schottischen Bevölkerung zum Christentum. Die reformierte Nationalkirche war die stärkste Konfession mit 32 Prozent, gefolgt von der katholischen mit 16 Prozent; sie profitiert von Einwanderung aus Polen, Italien und Litauen.

(kna)

Autor:

Online-Redaktion

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