Beauftragte Kaiser
Junge Ostdeutsche benachteiligt

Foto: SPD/ Susie Knoll

Wer nach 1990 im Osten geboren ist, hat DDR und Wiedervereinigung nicht erlebt. Geprägt hat es ihn trotzdem, ist die Ostbeauftragte der Bundesregierung überzeugt. In ihrem ersten Bericht widmet sie der jüngeren Generation Ost einen Schwerpunkt.
Berlin (epd).
Ungleichheiten zwischen Ost und West wirken sich nach Einschätzung der Ostbeauftragten der Bundesregierung, Elisabeth Kaiser (SPD), selbst auf diejenigen noch deutlich aus, die erst nach dem Fall der Mauer geboren wurden. Bei der Vorstellung ihres Jahresberichts verwies Kaiser am Mittwoch in Berlin auf die Verteilung der Vermögen. „Bis heute sind junge Menschen im Osten benachteiligt, weil Vermögen hauptsächlich durch Erbschaften weitergetragen wird“, sagte sie. Die Diskussion über Veränderungen bei der Erbschaftssteuer sei daher „nicht verkehrt“.
Kaiser, die in der im Mai vereidigten Bundesregierung das Amt der Ostbeauftragten übernahm, gab ihrem ersten Bericht den Titel „35 Jahre: Aufgewachsen in Einheit?“. Er widmet sich in einem Schwerpunktkapitel der Generation im Osten Deutschlands, die die DDR nicht oder zumindest nicht mehr bewusst miterlebt hat - wie die 1987 in Thüringen geborene Kaiser selbst. Obwohl diese Menschen ganz selbstverständlich im vereinten Deutschland aufgewachsen seien, spiele die Identifikation mit Ostdeutschland noch eine große Rolle, sagte die Ostbeauftragte.
Sie seien geprägt von den Erfahrungen der Eltern, die sich auf die nächste Generation übertrügen. Seien Eltern gut durch die Transformationszeit gekommen, wirke sich das auf die Zukunftsperspektive der Folgegeneration aus, erläuterte die SPD-Politikerin. Sei das nicht der Fall gewesen, seien auch die Kinder stärker verunsichert, suchten „eine Form von Identität und Perspektive“, die im Osten auch „von politischen Kräften instrumentalisiert“ werde.
Insgesamt zog Kaiser eine gemischte Bilanz der Entwicklung in den ostdeutschen Bundesländern seit der Vereinigung im Jahr 1990. Ostdeutschland habe sich in vielen Bereichen gut entwickelt, sagte sie. Die Wirtschaft sei gewachsen, es gebe eine lebendige Start-up-Szene, und Ostdeutschland sei Vorreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien.
Die Spuren der Teilung blieben aber sichtbar, fuhr sie fort. Schwierigkeiten zeigten sich bei der öffentlichen Daseinsvorsorge. Löhne und Vermögen seien geringer, Menschen seien überdurchschnittlich oft auf Sozialleistungen angewiesen, und man habe mit der Überalterung ganzer Landstriche zu kämpfen. Kaiser sprach von einer „ambivalenten Perspektive“ auf den Osten.
Ein weiteres Kapitel ihres Berichts widmet sich auf Grundlage einer Befragung der Veränderungsbereitschaft der Ost- und Westdeutschen. 4.000 Menschen bundesweit wurden hierfür befragt. Das Team um den Soziologen Reinhard Pollak vom Gesis Leibniz Institut für Sozialwissenschaften machte im Ergebnis fünf Veränderungstypen aus, deren Anteil im Osten und Westen nahezu gleich verteilt ist: Demnach befürworten 10 Prozent der Menschen Veränderung, 13 stehen ihr zumindest offen gegenüber. 7 Prozent lehnen als „Bewahrungsorientierte“ Veränderung ab, 19 Prozent stehen ihr kritisch gegenüber.
Der größte Block sind mit 52 Prozent die „Transformationsambivalenten“, bei denen Pollak zufolge die Einstellung zu Veränderungen „in jede Richtung kippen“ kann. Der Forscher liest aus den Daten, dass die Deutschen zumindest nicht so veränderungsmüde sind, wie oft insbesondere über Ostdeutsche behauptet.

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