Kommentar
Zulauf ist verdächtig

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Von Willi Wild

Als Berichterstatter sollte man eine kritische Distanzhaltung zum Berichtsgegenstand einnehmen. Wo das nicht gelingt, spricht man von Betroffenheitsjournalismus.
Ich war gewarnt. Die katholische Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer hatte bereits 2018 beim Augsburger Gebetshaus und der ökumenischen Glaubenskonferenz „Mehr“ eine „sektiererische Ausrichtung“ ausgemacht. Die Vorträge des Hauptreferenten Johannes Hartl wiesen der Professorin zufolge „demagogische Züge“ auf. Mit „Schwarz-Weiß-Malerei“ spreche Hartl vor allem jüngere und konservative Kreise an, wurde die Theologin in den Vatican News zitiert. Es gehe vorrangig um Lobpreis, um Fasten, um Gebet, um Bekehrung und um eine Hinwendung zu Gott in einem ganz engen abgekapselten Sinne.
Eng und abgekapselt fand ich die „Mehr“ nun gerade nicht. Vielmehr erlebte ich 12 000 Menschen, die gemeinsam sangen, beteten und einstündige Predigten aufmerksam verfolgten. Ich erlebte Johannes Hartl, der einfach und verständlich, aber nicht banal die Farbpalette der Hoffnung und des Glaubens aufzeigte. Und ich erlebte eine zutiefst geistliche Atmosphäre, der ich mich nicht entziehen konnte und letztlich auch nicht wollte. Kurz: Ich habe mich auf den Berichtsgegenstand eingelassen. Und soll ich Ihnen etwas verraten: Es hat mir gut getan.
Auf dem Heimweg unterhielt ich mich in der Straßenbahn mit einer Familie aus Unterfranken. Ganz normale Menschen, wie du und ich. Drei Generationen vom 70-jährigen Opa bis zum 9-jährigen Enkel. Auf die Frage, was ihnen die Veranstaltung bedeute, erklärten sie mir: „Die Konferenz gibt Orientierung für ein ganzes Leben. Das ist die Zukunft der Kirche.“

Willi Wild | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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