Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Wer hat das Rezept versteckt?

G+H vom 1. Dezember 2019 (1. Advent) | Foto: G+H

Es gibt ein Lied, an dem kommt man in der Adventszeit so wenig vorbei, wie am Schuheputzen für den Nikolaus und der kleinen Verzweiflung beim Origamisternebasteln mit anderen Eltern im Kindergarten. Es ist nicht einer der Klassiker aus dem Evangelischen Gesangbuch, nein. Es ist der Dauerbrenner unter den Kinderweihnachtsliedern schlechthin: "In der Weihnachtsbäckerei."

Und schon ist es passiert. Ich wette, jetzt haben Sie einen Ohrwurm. Seit über 30 Jahren ist die vertonte Küchengeschichte von Rolf Zuckowski "on tour".  Alle Jahre wieder schallt sie durch Fernsehsendungen, Kaufhäuser und über die Weihnachtsmärkte der Republik, die Frage: "Wo ist das Rezept geblieben von den Plätzchen, die wir lieben?" So lange, bis sich auch bei der letzten Schulweihnachtsfeier alle verdutzt ansehen und mitsingen: "Wer hat das Rezept versteckt?" Versteckt hätte ich nur allzu gerne die Zuckowski-CD. Das ist es, was ich denke, wenn aus dem Kinderzimmer der Ruf kommt: "Schmeißt den Ofen an, und ran!" Backen nämlich zählt nicht gerade zu meinen großen Leidenschaften. Aber alle Jahre wieder - es hat ja doch keinen Zweck - nehme ich sie in Kauf, die "riesengroße Kleckerei". Die in der musikalischen Dauerschleife und die in der heimischen Küche. 

Obgleich, das Evergreen hat es gar nicht verdient, dass Eltern schon bei den ersten Takten die Augen verdrehen. Das kleine Stück, das auf einer Autofahrt im Dezember 1986 entstand, wie Wikipedia weiß, hat alles, was ein Klassiker braucht: eine eingängige Melodie und einprägsame Reime. Und eben die sind die Herausforderung. Im April 2018 schon hatte Zuckowski in der "Zeit" die Sorge geäußert, seine  Lieder könnten vielleicht bald nicht mehr in Schulen und Kindergärten gesungen werden. Die nämlich forderten zunehmend eine geschlechtergerechte Sprache, so 72-Jährige. Für den Liedermacher fängt da die Schwierigkeit an, verriet Zuckowski in dieser Woche in einem Radiointerview. Wenn Wortstämme wie Handwerker oder Schüler immer in Doppelform oder mit Sternchen versehen würden, könnten die "normalen alten Wortstämme" nicht mehr benutzt werden. Dies wäre problematisch, es reime sich eben "nicht alles auf '-innen'" oder den Doppelbegriff, sagte Zuckowski.  Er gendere durchaus, aber eben "klug und einfühlsam". Logisch, aus einem Knilch, kann man keine Knilchin machen - oder doch? Wäre ja nur gerecht. Klingt aber doof. Dann vielleicht eher bei den Freundinnen anfangen. Wenn sie Namen bekommen, klappt's vielleicht auch mit dem Reimen.

Um es mal mit Matthias Gauer zu sagen: "So wie Kochrezepte nicht satt machen, hilft es wenig, über das Singen zu schreiben." In der aktuelle Ausgabe der Kirchenzeitung eröffnet der Landessingwart der EKM unsere Vorweihnachtsserie zum Thema "Singen im Advent".  Gute Lektüre!

Unsere Themen:

  • Jauchzet, frohlocket:  Landessingwart Matthias Gauer über eine ansteckende Gesundheit - das Singen im Advent. 
  • Bleiben oder gehen: Für die einen ist der Klerus zu links,andere empfinden Gottes Bodenpersonal als zu konservativ. Trotz allembleiben unsere Gastautoren Klaus-Rüdiger Mai und Christian Nürnberger dabei. Ein Perspektivwechsel.
  • »Glaube und Heimat«: Karl Schönherrs Volksstück erinnert an die Vertreibung österreichischer Protestanten durch die Katholiken im Jahre 1837. Vor der Premiere am 5. Dezember im Berliner  Ensemble sprach Michael von Hintzenstern mit der Leitenden Dramaturgin Sibylle Baschung.

Außerdem:

  • Anhaltischer Pragmatismus: Der Umbau zum Verbundsystem prägte die Landessynode. Die Residenzpflichtin einer Pfarrerdienstwohnung wird ab 2021 aufgehoben.
  • Zettel am Baum: Mit einer besonderenWeihnachtsaktion sollen im Kirchenkreis Mühlhausen Wünsche erfüllt werden – für 250 Kinder und Jugendliche.
  • Vermessung des Ideals: Im Kunsthaus Apolda Avantgarde wird ab Januar die Ausstellung »Albrecht Dürer – Meisterwerke der Renaissance« gezeigt. Ein Gespräch mit Kuratorin Susanne Flesche.

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Autor:

Beatrix Heinrichs

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