Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Weltwissen aus der Garage

Vor 25 Jahren war es, als Larry Page und Sergey Brin eine echt gute Idee hatten - und damit den Grundstein für einen Internetgiganten legten. Die Geschichte von Google reiht sich ein in jene kalifornischen Garagen-Erfolgsmythen, die auch Microsoft, Apple oder Amazon begründen. Mit einem entscheidenden Unterschied.

Egal, ob es sich um das Geburtsjahr von Napoleon, die zehn Gebote, die schnellste Bahnverbindung oder den Preis für Omas Lieblingskaffee handelt: Wer eine Frage hat, der googelt sie - und wird in Sekundenschnelle eine Antwort erhalten. Das Interessante daran: Anders als bei Amazon und Co. ist die Umwandlung der Unternehmensbezeichnung in ein Tätigkeitswort inzwischen zum Inbegriff einer Kulturtechnik geworden. Das Nachschlagen von Begriffen ist nun keine Erfindung der modernen Mikroindustrie. Das hat auch analog schon bestens funktioniert. Doch mit dem zwanzig-bändigen Brockhaus holt man heute kein Kind mehr hinter der Konsole hervor.

Nicht einmal vor über 200 Jahren wäre das wohl so gewesen, mutmaßt der Bibliothekar und Philosophiehistoriker Ulrich Johannes Schneider: "Die Redaktionen der Enzyklopädien früherer Jahrhunderte wären liebend gern ins Internet gegangen", ist er überzeugt. Denn auch sie hatten schon ein Problem, das heute nicht ganz unbekannt sein dürfte: Kaum erschienen, waren die gedruckten Produkte schon wieder überholt.

Die Spannung zwischen sachlicher Distanz und gewünschter Aktualität verschärfe die Schnelllebigkeit des Internets noch, meint Schneider. Um etwas deuten und angemessen bewerten zu können, brauche es Zeit - und einen kritischen und wachsamen Nutzer. Denn nicht in jedem Fall handle es sich um «abgewogenes, allgemeines Wissen».

Im Vergleich zu den frühen Enzyklopädien vermisst Schneider im Internet eine historische Dimension, gewissermaßen mehr Hintergrund zum Vordergründigen. Da sei dem Leipziger Professor das tägliche Google-Doodle anempfohlen. Ein bisschen nerdig, aber liebevoll illustriert wird das Google-Firmenlogo fast täglich zur interaktiven Informationsquelle.  In kürzester Zeit weiß man dann Bescheid über Marie Curie, die Französische Revolution oder die Frauenfußball-WM. Ein Doodle zu Friedrich Arnold Brockhaus, dessen 200. Todestag sich am 20. August jährte, allerdings gibt es noch nicht. 

Wir wünschen eine gute Lektüre - online wie analog - und ein sonniges Augustwochenende!

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Autor:

Beatrix Heinrichs

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