Tagung der Anhaltischen Landessynode in Dessau-Roßlau
„Keine zu große Nähe zu staatlichen Institutionen“

Plenum der Landessynode in der Anhaltischen Diakonissenanstalt Dessau. Foto: Killyen
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Kirchenpräsident Joachim Liebig hat vor zu großer Nähe der Kirche zu staatlichen und anderen weltlichen Institutionen gewarnt. Bei der Frühjahrstagung der Landessynode der Evangelischen Landeskirche Anhalts am Freitag in Dessau sagte der Kirchenpräsident, der Auftrag der Kirche habe sich einzig und allein am biblischen Zeugnis zu orientieren „und nicht an einem wie auch immer gearteten Zeitgeist“. Liebig nahm damit auch Bezug auf die Rolle der evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus. 1939 hatten mehrere Landeskirchen, darunter auch die Evangelische Landeskirche Anhalts, in Eisenach das so genannte „Entjudungsinstitut“ ins Leben gerufen, das die Erforschung und Beseitigung jüdischer Einflüsse auf das kirchliche Leben in Deutschland zum Ziel hatte. Vor wenigen Tagen hatten Kirchenvertreter bei einer Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Gründung des Institutes ihre Schuld an der Unterstützung des NS-Regimes bekannt. In Kürze wird eine Publikation zur Rolle der Anhaltischen Landeskirche in der Zeit des Nationalsozialismus erscheinen.

Transformationsprozess
In seinem Bericht vor den Synodalen ging Liebig in der Anhaltischen Diakonissenanstalt Dessau ausführlich auf den aktuellen Transformationsprozess in der Evangelischen Landeskirche Anhalts ein. Im so genannten „Verbundsystem“ sollen Mitarbeitende im Pfarrdienst, Gemeindepädagoginnen, Kirchenmusiker sowie Mitarbeitende im Verwaltungsdienst und in der Gemeindediakonie enger als bislang zusammenarbeiten. Diese Kooperation vereinbaren jeweils mehrere Kirchengemeinden, die sich dafür zu Arbeitsgemeinschaften zusammenschließen. Für Freitagnachmittag sind umfangreiche Beratungen zum Thema in der Synode geplant, die bis Samstagmittag dauern wird.

"Nicht das Parlament der Kirche"
Weiter hob Liebig hervor: „Die Synode ist insofern nicht das Parlament der Kirche, als hier nicht Fraktionen diskutieren, sondern vor Gott verantwortliche Christenmenschen, die im Lichte der Bibel um den besten Weg streiten. Der Streit bleibt dabei im Ton stets geschwisterlich und in der Sache der Gemeinschaft verpflichtet. Gerade in unserer Zeit wird zu Recht von uns als Kirche erwartet, andere Töne anzuschlagen, als die, die wir täglich lesen und hören.“ Eine berechtigte Sorge für die Zukunft der Landeskirche werde weiter darin bestehen, ob es stets hinreichend Menschen gebe, die sich für diese Aufgabe berufen ließen.

Zum Auftakt der Tagung der Landessynode hatte der Bernburger Pfarrer Dr. Lambrecht Kuhn eine Andacht gehalten. Der Präses der Landessynode, Christian Preissner, rief in seiner Eröffnungsrede auch angesichts negativer aktueller Prognosen zur Entwicklung der Mitgliederzahlen in der evangelischen Kirche zur Zuversicht auf. „Alles das trifft uns zwar tief, aber es nimmt uns weder unsere Zuversicht noch unseren Glauben.“ Ein Grußwort bei der Synodaltagung hielten Hermann Lorenz, Präses der Evangelischen Kirche der Pfalz, und Ralf Knauer, Beauftragter für Ökumene des Bistums Magdeburg.

Landessynode
Die Landessynode ist neben dem Landeskirchenrat und der Kirchenleitung eines der Entscheidungsgremien der Evangelischen Landeskirche Anhalts. 33 von 39 ihrer Mitglieder werden in den Kirchenkreisen gewählt, sechs werden von der Kirchenleitung berufen. Zwei Drittel der Synodalen sind Nichttheologen, ein Drittel Theologen. Die Landessynode kommt zwei Mal im Jahr zu Tagungen zusammen, dazwischen arbeiten die Synodalen in Ausschüssen.

Weitere Informationen zur Landessynode

Autor:

Johannes Killyen

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