EKD-Friedensbeauftragter
"Frieden ist Teil unserer DNA"

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Erfurt (KNA) Die Forderung, Deutschland kriegstüchtig zu machen, hat der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, als Irrweg bezeichnet. "Der Begriff Krieg impliziert immer auch den Angriff, deswegen ist es wichtig, sprachlich achtsam zu sein. Niemand in der EU will Russland angreifen, dann sollte also konsequent von Verteidigung gesprochen sprechen", sagte der mitteldeutsche Landesbischof. "Kriegsfähig sind wir in Deutschland auch mental nicht und sollten es auch nicht werden."
"Wir müssen verteidigungsfähig bleiben. Dafür braucht es übrigens weniger Ressourcen als für Kriegstüchtigkeit", betonte Kramer. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte mit Blick auf die Bedrohung aus Russland gefordert, dass Deutschland bis 2029 "kriegstüchtig" werden müsse.
Die Friedensfrage sei ein Thema, das viele Menschen aktuell bewege und für viele seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine an Bedeutung gewonnen habe. "Und zwar in einer Weise, dass es auch die politischen Entscheidungen der Menschen beeinflusst. Das ist ein Marker, den man ernst nehmen muss."
So habe das BSW die Friedensfrage geschickt aufgegriffen, so Kramer. Der Landesbischof hat aber Zweifel, ob das BSW eine Friedenspartei ist. "Das kann, glaube ich, noch niemand sagen. Wenn ich mir die BSW-Chefin Sahra Wagenknecht ansehe, habe ich da Zweifel. Gerade auch, weil sie von der Kommunistischen Plattform her kommt", sagte der Friedensbeauftragte der EKD. "Für das BSW hier in Thüringen kann ich sagen, dass wir die Landeschefin Katja Wolf gut kennen, dass sie durchaus jemand ist, dem ich den Friedenswillen abnehme."
Kramer räumte ein, dass die Kirchen derzeit mehr mit innerkirchlichen Themen beschäftigt seien. "Trotzdem bleibt Frieden ein zentrales Thema für uns, ist Teil unserer DNA. Und wir werden als Kirchen, wenn wir klar sprechen, auch gehört", so der Bischof. Es sei Aufgabe der Kirchen zu sagen: "Wir stehen für Frieden ein, aber es gibt in der Gemengelage keine leichten Antworten, anders als die Populisten glauben machen wollen."
Er kritisierte, dass manche versuchten, pazifistische Stimmen in der Kirche mit Argumenten von BSW und AfD in einen Topf zu werfen. "Aber so einfach ist es nicht. Frieden schaffen ist ein Prozess, und manchmal kann man sich die Partner da nicht aussuchen", so Kramer, der mit seiner pazifistischen Position auch in seiner Kirche Kritik geerntet hatte.
"Aber dass dies ein Thema ist, das viele bewegt und sich viele klarere Schritte in Richtung Rüstungsbegrenzung und Verstärkung von Friedensverhandlungen wünschen, sollten alle politischen Parteien ernst nehmen." Er finde es sehr bedauerlich, dass sich die klassischen Parteien bei diesem Thema nicht stärker positionierten.
Autor:Online-Redaktion |
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