Förderung der Demokratie

Ilse Junkermann | Foto: Uwe Winkler

Die frühere mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann ist neue Vorsitzende der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF). Die Organisation engagiert sich seit über 60 Jahren für Verständigung und Frieden.

Inwiefern ist der Gründungsaufruf von 1958 heute noch aktuell und wie wird er umgesetzt?
Ilse Junkermann: Die Arbeit richtet sich an die Länder und Gruppen, die der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik zum Opfer gefallen sind. Freiwillige begleiten Holocaust-Überlebende, engagieren sich in Gedenkstätten, unterstützen Menschen in Not und beteiligen sich an Kampagnen gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus.
Die Begegnungen zwischen Nachkommen aus Täter- und Opfergesellschaften bedeuten immer auch eine Beschäftigung mit der Wirkungsgeschichte der Shoah und der Frage von Schuld auch in der vierten Generation. Und die erschreckende Zunahme von antisemitischen Anschlägen und Parolen, die Ausbreitung rechtspopulistischer Haltungen und Äußerungen bis in die Mitte der Gesellschaft, auch der Kirchen, zeigt, wie nötig auch heute ein Einstehen für Menschenwürde ist.

Welche Akzente wollen Sie setzen?
An erster Stelle steht, weiterhin sensibel an die Folgen der NS-Verbrechen zu erinnern und der Opfer zu gedenken. Aktuell bedeutet dies, den Schlussstrichforderungen von Rechtspopulisten zu widersprechen. Die Traumata der Überlebenden und ihrer Nachkommen erfordern unseren Respekt und unsere Empathie. All dies geschieht in der Freiwilligenarbeit.
Die Fortsetzung von Freiwilligenprogrammen und Begegnungen sowie ihre finanzielle Absicherung steht an zweiter Stelle. Im Engagement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus werden wir nicht nachlassen. Aber es braucht auch einen klaren gesellschaftlichen Willen, deshalb werde ich die Forderung eines Demokratiefördergesetzes voranbringen.

Worin bestehen die Unterschiede zwischen der Aktion in Ost- und Westdeutschland?
ASF wurde 1958 am Rande der EKD-Synode als gesamtdeutsche Organisation gegründet und wirkte dann nach dem Mauerbau mit zwei Schwesterorganisationen in Ost und West. In der DDR etablierten sich kurzfristige Einsätze, die sogenannten Sommerlager, die teilweise in osteuropäischen Ländern durchgeführt wurden. Im Westen entstanden Freiwilligendienste, überwiegend in Europa, USA und Israel. Mit der Vereinigung der Organisationen 1991 wurden beide Formate fortgeführt, mit gesamtdeutscher Resonanz.

Die Fragen stellte Willi Wild.

Autor:

Online-Redaktion

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