Bauernproteste
Unzufriedenheit ist groß

Foto: epd-bild/Jens Schulze
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Deutschlandweit haben die Landwirte in der vergangenen Woche protestiert. Auch in Thüringen brachten Traktor-Kolonnen den Straßenverkehr zeitweise zum Erliegen. „Die Streichung der Agrardieselsubventionen war da nur der Kulminationspunkt“, sagt Bernhard Voget, Agrarökonom und Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Von Beatrix Heinrichs

In Zeiten des Klimawandels demonstrieren Bauern dafür, dass der Einsatz fossiler Energien subventioniert wird – ist das nicht ein Widerspruch? Jeder Landwirt sei daran interessiert, die Schöpfung zu bewahren, ist Voget überzeugt. Viele seien bemüht, so zu wirtschaften, dass der Betrieb auch an die nächste Generation weitergegeben werden kann.

„Das geht mir auch so. Ich würde nichts tun auf dem Land, was es unfruchtbar macht und so unsere wirtschaftliche Basis zerstört.“ In Körner (Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen) bewirtschaftet Voget auf dem Gut Bergmühle auch eigenes Land, baut Raps und Getreide an – im Nebenerwerb, wie er betont.
Ob beim Landbau oder in der Viehzucht – das Thema Agrardiesel betreffe jeden Landwirt gleichermaßen. "Jeder hat Maschinen, und die muss er betanken. Eine andere Alternative hat er nicht, da es Elektroantriebe nicht gibt." Dennoch, räumt der Agrarökonom ein, werde die Reduktion der Dieselbeihilfe keinen Betrieb dazu bringen, aufzugeben. Dazu sei der Anteil am Gesamteinkommen zu gering.

Seiner Ansicht nach habe sich in den Protesten vielmehr eine „grundsätzliche Unzufriedenheit“ entladen, die schon länger in der Branche zu beobachten sei. Der Grund: Die gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert, meint Voget. „Heute reden wir nicht mehr über das Thema Ernährungssicherung, sondern zum Beispiel über Umweltaspekte bei der Bodenbewirtschaftung oder über Tierwohl.“

Hier gäbe es viele Vorschriften. Werden diese nicht eingehalten, drohten Sanktionen. „Diese gefühlte Überregulierung wird immer stärker als Eingriff in das berufliche Tun wahrgenommen. Ein positives Ergebnis der Proteste wäre für mich, wenn wir über die Instrumentarien, mit denen wir in der Landwirtschaft bestimmte politische Ziele erreichen wollen, nochmal neu sprechen könnten“, meint Voget.

Dies müsse jedoch am Anfang eines jeden Veränderungsprozesses stehen. „Es geht nicht darum, sich zu verweigern. Aber für die Landwirte, die ja auch Investitionen tätigen, müssen die Maßnahmen so gestaltet sein, dass sie sich auch betrieblich darauf einstellen können und Planungssicherheit haben.“
Ob es dafür zwingend Subventionen brauche, bezweifelt Voget. „Ich würde mich freuen, wenn wir ohne Subventionen wirtschaften könnten. Strukturwandel sollte nicht dadurch verhindert werden, dass Betriebe subventioniert werden.“

Foto: epd-bild/Jens Schulze
Bernhard Voget | Foto: Foto: privat
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Beatrix Heinrichs

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