Kirchenkreis Eisenberg
Vakanz als Chance?

Pfarrer Hosea Heckert hat die Vertretung in 21 Gemeinden mit 16 Kirchen übernommen. | Foto: Doris Weilandt
  • Pfarrer Hosea Heckert hat die Vertretung in 21 Gemeinden mit 16 Kirchen übernommen.
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Stanau, eine nicht einmal 100 Einwohner zählende Gemeinde am Rand der Tälerdörfer, feiert 950. Ortsjubiläum. Die Glocken läuten. Aus den Gehöften rechts und links der Dorfstraße strömen die Menschen Richtung Kirche, die am Ende hoch oben auf einem Hang liegt. Viele sind von außerhalb gekommen, um den Festgottesdienst zu erleben.

Von Doris Weilandt

Eine weite Anfahrt hat Pfarrer Hosea Heckert, der die Kirchengemeinde in Vakanz übernommen hat. Am Eingang der Kirche wird er freudig begrüßt. Der Gottesdienst ist eingebettet in ein Konzertprogramm mit Liedern aus aller Welt, die das Vokalensemble „Klangheimlich“ unter der Leitung von Kreiskantor Every Zabel vorträgt. Auf hohem Niveau erklingt auch das „Dona nobis pacem“, das von der Gemeinde mehrstimmig gesungen wird. In seiner Predigt spricht Pfarrer Heckert über das Eingeordnetsein in Gottes Natur und über die Stille, deren Wahrnehmung wichtig ist in stürmischer Zeit. Die Gemeinde folgt ihm interessiert und lädt danach zu Speis und Trank. Jeder, der die Kirche verlässt, hat das Gefühl von Zusammenhalt in schwierigen Zeiten.

Hosea Heckert ist seit 2019 als Vertretungspfarrer in 21 Dörfern mit 16 Kirchen gefragt: „Das Pfarramt Trockenborn, zu dem Stanau gehört, besteht aus den ehemaligen Kirchspielen Trockenborn, Tröbnitz und Hummelshain. In den Hummelshainer Gemeinden sind mittlerweile jeweils Kirchenälteste Geschäftsführer und übernehmen dadurch viele Aufgaben. In der Einheitskirchengemeinde Trockenborn und im Kirchengemeindeverband Tröbnitz wurde das in diesem Jahr auch beschlossen“. Trotz der Entlastungen ist die flächenmäßige Ausdehnung gewaltig. Viele Dörfer liegen am Tälerpilgerweg und sind entsprechend frequentiert. „Ich versuche, die ehemals selbstständigen Kirchspiele einander näher zu bringen, zum Beispiel durch Pilger-Gottesdienste. Sie beginnen in einem Dorf mit einem Startgottesdienst, im Wald gibt es eine Predigt und danach einen Abschlussgottesdienst mit Kaffee und Kuchen im Zieldorf“. Wichtig ist dem Pfarrer dabei das gemeinsame Erlebnis der Schöpfung, die bewusste Wahrnehmung der Umgebung.


„Ich versuche, die ehemals selbstständigen Kirchspiele einander näher zu bringen, zum Beispiel durch Pilger-Gottesdienste"

Auch zu den Höhepunkten des Kirchenjahres wie Weihnachten, Ostern und Erntedank bringt der Pfarrer die Kirchengemeinden in größeren Orten zusammen und versucht, Konfirmanden und weitere Gemeindemitglieder in die Ausgestaltung einzubeziehen. Zum Festgottesdienst in der Stanauer Kirche war zu sehen, dass dieses Konzept von vielen mitgetragen wird.

Solche neuen Formen, Gottesdienste mitein-ander zu feiern, empfindet Hosea Heckert als große Chance. Abseits der großen Städte werden die mit christlicher Botschaft angereicherten Konzerte gern wahrgenommen. Bei Christenlehre und Kinderkirche helfen Gemeindepädagogen und Ehrenamtliche. Mit den Konfirmanden trifft sich Pfarrer Heckert regelmäßig und unternimmt auch thematische Reisen.

Schwierig ist die Seelsorge. Für einen Pfarrer, der so viele Dörfer übernommen hat, ist es kaum möglich, die Sorgen und Nöte der Gemeindemitglieder so gut zu kennen, dass sich ein Vertrauensverhältnis herstellt. So etwas braucht Zeit. Und da kommt der Nachteil der Vakanz zum Tragen: Als Vertretungspfarrer kann er schnell wieder abberufen werden, wenn sich jemand findet, der die Pfarrstelle dauerhaft übernimmt.

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