Angemerkt
Jesus muss draußen bleiben

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Nierderschwellige Angebote stehen in Kirchengemeinden hoch im Kurs. So unterschiedlich sie sein mögen, allen gemein ist die Absicht, auch kirchenferne Menschen mit Glaubensthemen vertraut zu machen, dabei aber möglichst nicht "churchy" zu wirken. Eigentlich ein nicht aufzulösender Widerspruch, meint man.
Von Beatrix Heinrichs
Tatsächlich aber gelebte Praxis. So auch in Apolda bei dem Veranstaltungsformat "Offene Lutherkirche". Allen Bürgern wird hier in den Sommermonaten einmal wöchentlich die Kirchentür für ein erstklassiges Kulturprogramm geöffnet – der Glaube aber muss draußen bleiben, darauf hat sich der GKR geeinigt.
Kirche verkauft sich hier unter Wert – und vertraut nicht auf die Botschaft, an die sie doch selbst glauben sollte. "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken", heißt es in der Bibel. Und ganz sicher ist der Vers aus dem Mätthäusevangelium auch der Motor, der in Apolda die "Offene Lutherkirche" antreibt. Doch sollte nicht, wer mit der Bibel vorangeht, auch über die Hoffnung erzählen, von der die Schrift kündet? Das Evangelium als Stolperschwelle zu begreifen, die Menschen davon abhält einzutreten oder gar wiederzukommen, wird ihm einfach nicht gerecht – und schätzt möglicherweise auch die Haltung der Besucher zu gering.
Alles was es braucht, ist Mut, das Predigen nicht der Musik allein zu überlassen. Wer sich entscheidet, ein Konzert in einer Kirche zu besuchen, weiß, wo er hinkommt. Dieser Ort muss nicht nur durch seine äußere Hülle unterscheidbar bleiben von Theatersaal, Mehrzweckhalle oder Stadtbibliothek.


Autor:Beatrix Heinrichs |
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