Kirchenkreis Altenburger Land
In Schmölln trifft Luther auf Nikolaus

Sankt Nicolai: David Thieme und Pfarrer Thomas Eisner enthüllen eine der drei neuen Stifterfiguren für die Schmöllner Stadtkirche.  | Foto: Foto: Ulrike Grötsch
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Es ist nur eine Stelle, an der es bröckelt, und wenn es bröckelt, dann nicht nur an einer Stelle", sagte Regionalbischof Tobias Schüfer. Er predigte zum Festgottesdienst, der zum Abschluss der achtjährigen Bauarbeiten an der Schmöllner Stadtkirche Sankt Nicolai gefeiert wurde.

Von Ulrike Grötsch

2013 bei Planungsbeginn stand eine Summe von einer Million Euro im Raum. 40 Prozent davon musste die Kirchgemeinde selbst aufbringen. Die Musterachse wurde 2016 gefertigt, um zu sehen, wie die Kirche einst aussehen könnte. Mehr und mehr Schäden traten zutage: auf dem Dach, am Kirchturm, schwere Mängel am Holz und versteckte Unzulänglichkeiten am Grundputz wurden festgestellt. Aus einer Million Euro wurden zwei. Und mit dem Ende der Bauzeit steht eine Summe von 2,7 Millionen Euro im Raum. Die Probleme wurden schrittweise gelöst, weil sich Menschen fanden, die das Vorhaben unterstützen. Allen voran der Kirchbauverein, dem es gelang 270 000 Euro einzuwerben. „Mit solch überwältigender Resonanz haben wir nicht gerechnet“, sagte der Vorsitzende Jörg Milde.

Doch die langjährige Bauzeit blieb auch nicht ohne Überraschungen. Als im Jahr 2017 der erste Bauabschnitt der Fassadensanierung Formen annahm, sah man plötzlich: Hier fehlt doch etwas. Drei leere Konsolen, fein herausgeputzt wie die ganze Südseite, zogen die Blicke auf sich. Ob dort jemals etwas stand, weiß niemand zu sagen. Auch ist nicht überliefert, ob vor dem großen Stadtbrand dort Figuren standen oder nicht.

Steinmetzmeister und Bildhauer Christian Späte sagte spontan zu, eine der neuen Figuren anzufertigen und zu spenden. Damit war der Weg geebnet, die leeren Konsolen wieder zu beleben. Der Vorstand des Kirchbauvereins und der Gemeindekirchenrat entschieden sich für Sankt Nicolai, Martin Luther und Ernst Otto, berichtet Superintendent im Ruhestand Werner Blum.


"Die Stifterfigur ist ein würdiges Zeichen des Nichtvergessens und der steten Mahnung"

Der Heilige Nikolaus ist die erste Figur, die man aus Richtung Markt sieht, und ist eine Spende des Bildhauers. Der Stadtbischof von Myra lebte um 350 und ist Namenpatron der Kirche. Daher entschied man sich für ihn als erste Figur für die Konsole. Die beiden bis zum Sommer noch fehlenden Figuren hatte ebenfalls Christian Späte angefertigt. Eine davon spendete ein Ehepaar, die andere der Kirchbauverein. Auf der mittleren Konsole steht Martin Luther, der am 19. Dezember 1522 zu seinem Freund Georg Spalatin nach Altenburg reiste. Ob er dabei die Fluren von Schmölln gestreift hat, ist nicht nachweisbar. Die Stadtkirche war damals 23 Jahre jung, da sie 1499 eingeweiht worden war.

Ernst Otto steht nun auf der dritten Konsole. Otto wurde 1920 Pfarrer an der Brüderkirche in Altenburg, bis er 1927 nach Eisenach berufen wurde. Dort leitete er ab 1929 den "Volksdienst", der mit der Bildungsarbeit innerhalb der Thüringer Landeskirche betraut war. In dieser Funktion gab er auch die Kirchenzeitung "Glaube und Heimat" heraus, dessen Chefredakteur er von 1927 bis 1932 war. Nachdem Otto es 1937 verweigert hatte, eine landeskirchliche Kollekte für Zwecke der Deutschen Christen zu sammeln, wurde er aus dem Dienst entlassen und 1938 von der deutschchristlichen Kirchenleitung in den Wartestand versetzt. Seine Stifterfigur sei ein Zeichen des Nichtvergessens und der steten Mahnung, so Blum. Für den Bildhauer war diese Figur eine besondere Herausforderung, gibt es doch nur ein Foto von dem Schmöllner Theologen.

Das Versöhnungskreuz auf der Nordseite der Kirche, am Eingang zur Sakristei, beendet den Leerstand. Das geschmiedete Nagelkreuz weist auf die Versöhnungstat Gottes in Jesus Christus. Der Dienst der Versöhnung, das sei unser aller Aufgabe, sagte der Superintendent in Ruhe beim Rundgang.

Seit dem Stadtkirchenfest finden sich nun auch Erläuterungstafeln an der Süd- und Nordseite, die der Kirchbauverein angebracht hat. Über einen QR-Code sind Informationen zu den Figuren und dem Nagelkreuz abrufbar.

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Online-Redaktion

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