Wort zur Woche
Wo das Licht ist, sind Worte wie Wind

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Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.
Lukas 12, Vers 35


Altertümlich klingt es bei Lukas, wenn er von den "umgürteten Lenden" spricht. Dieser Begriff ist aus der Mode gekommen, wie der Lendenschurz.

Von Lambrecht Kuhn

Wer mit Bandscheibenvorfällen zu tun hat, weiß um die Lendenwirbelsäule. Ich kenne niemanden, der einen Hosengürtel als Lendengürtel bezeichnen würde. Und die Lichter? Schaltet die Lampen nicht aus, würden wir heute sagen. Oder: stellt die Zeitschaltuhren entsprechend ein.

In Skandinavien haben wir es als wohltuend erlebt, im Winter Lichter in den Fenstern zu sehen. In der Dunkelheit ist dort ein Haus, sind Menschen zu finden. Das kann immer ein Ziel sein, bis zu dem man durch den Schnee kommen sollte. Und es ist ja auch einfach: Das Licht muss heute meist nur ein- oder ausgeschaltet werden. Es ist eine nostalgische Ausnahme, wenn in die Laterne Petroleum nachgefüllt werden muss.

Kerzen sind zu erneuern, wenn sie abgebrannt sind – doch stellt seit dem Herbst 1989 auch niemand mehr Kerzen ins Fenster, um ein Zeichen zu setzen. Kerzen leuchten in dieser Zeit – auf Friedhöfen, und das nicht nur auf Gräbern verstorbener Katholiken. Dieser Brauch hat nichts mit dem Vers aus dem Lukasevangelium zu tun.

Sie werden bei dem Wochenspruch zum Ewigkeitssonntag Anderes assoziieren. Sein Sinn aber ist klar: Wir sollen vorbereitet sein und uns bewusst sein, dass der Herr kommen wird. Und lesen wir bei Lukas weiter, können wir stutzen. Sind wir darauf vorbereitet, dann wird es eine erstaunliche Umkehr geben: Er wird uns dienen, und nicht wir ihm.

Erwarten wir genau das? Ist das ein Hinweis darauf, dass dermaleinst alles, was bei uns üblich war, hinfällig sein wird? Dass unser begrenztes Vorstellungsvermögen höchstens ahnen lässt, wie dieser Tag des Herrn sein wird? Am Ewigkeitssonntag werden wir auf das viel Weitere und Größere verwiesen: auf Gott.

All unser Reden mit altertümlichen oder modernen Worten ist dagegen eitel und Haschen nach Wind.

Der Autor ist Pfarrer in Bernburg. 

Lambrecht Kuhn | Foto: L. Kuhn
Autor:

Online-Redaktion

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