Predigttext
Segen für Morgen

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Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst.1. Mose 32, Vers 30


Ein guter Rat voraus: Versuche gar nicht erst, ohne Segen in ein neues Land aufzubrechen. Ihr werdet euch nicht guttun, das Land und du.

Von Christoph Carstens

Wie ein Flussdämon stellt sich dem Jakob ein Mann entgegen und will ihn mit Macht daran hindern, als letzter den Jabbok zu durchschreiten und die neue Zukunft zu betreten.

Jakob ist allein. Ihn erwartet drüben das Wiedersehen mit seinem Bruder Esau, den er betrogen hat. Seine Lebenssituation spitzt sich zu: Was er auf Betrug aufbauen konnte und was ihm bisher nicht nur ein gutes Auskommen, sondern auch Macht und Respekt verschafft hat, steht jetzt auf dem Spiel.

Besteht er den einen Augenblick kurz vor Sonnenaufgang nicht, ist alles verloren. Er wird morgen nicht mehr derselbe sein. Erkennbar wird er die Spur des ungleichen Kampfes an sich tragen. Die wird ihn täglich daran erinnern, dass er kämpfen musste, um der zu sein, der er ist.

Und noch eins: Er muss seinen Leuten irgendwie klarmachen, dass sie ihn von jetzt an „Israel“ nennen sollen: Gottficht. Was kein Name ist, sondern eine Hoffnung. Und die werden das nicht verstehen, sondern sie werden daraus machen: „Er hat mit Gott gekämpft“ – eine zweifelhafte Ehre, weil dieser Israel nun unter Beweis stellen muss, dass er solche Kämpfe bestehen kann.

War es Gott, dem er widerstehen musste? Es bleibt im Ungewissen. Das Morgengrauen ist stärker, der Unbekannte kann also Gott nicht sein. Aber ihm kommt das Recht zu, zum letzten Kampf herauszufordern. So kennen bis heute viele Menschen Gott, vor allem dann, wenn sie Gott nicht von den tausend Dämonen zu unterscheiden gelernt haben, die sonst noch so Macht über einen Menschen beanspruchen.

Das Evangelium dieses Sonntags zeigt den vom Tod auferstandenen Christus mit den Zeichen seines Schmerzes an den Händen und an der Seite. Es ist eine dauerhafte, nicht rückgängig zu machende Wende in der Begegnung mit Gott: die Spuren der Gottesnähe, die aussehen wie Wunden der Hilflosigkeit. Im letzten Moment, der ihm am Jabbok bleibt, fragt Jakob nach Gottes Namen. Vergeblich. Er bekommt stattdessen einen Schmerz – und den Segen, der ihm das Leben schenkt. Ohne den kann er das Land nicht betreten und nicht an sich nehmen. Was nun kommt, wird – auch wenn es schmerzt – Segen sein. 

Der Autor ist Pfarrer in Quedlinburg.

Christoph Carstens, Pfarrer in Quedlinburg | Foto: Elmar Egner
Autor:

Praktikant G + H

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