Wort zur Woche
Meistens geht es mir danach besser

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Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.
Psalm 66, Vers 20


Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende …" Ein wohliges Gefühl stellt sich ein, wenn ich die ersten Worte des Nachtgebets lese. Ich kann mich fallen lassen und habe das Gefühl, dass ich in diesem Moment aufgefangen werde.

Von Gordon Sethge

Ich kann die Last des Tages abstreifen. Ich "muss" nichts mehr. Vielleicht noch etwas zurückschauen, die Ereignisse des Tages am inneren Auge vorbeiziehen lassen und dann ablegen. Noch einmal an die Menschen denken, die mir wichtig sind, und mich dann einhüllen in Gottes Ruhe.

Oft geht es mir so, dass ich schon irgendwo mittendrin einschlafe. Manchmal zucke ich nochmal auf und denke: „Mist, jetzt bin ich gar nicht bis zur Fürbitte gekommen.“ Gleichzeitig fühlt es sich schön an, einfach so im Gebet hinüberzugleiten in den Schlaf und in das Land der Träume. So stelle ich mir auch das „gute Ende“ vor. Aber es gelingt nicht immer.

Und um ehrlich zu sein, muss ich gestehen, dass es Phasen gibt, in denen es gar nicht gelingt: Die Macht des Alltags, die vielen angefangenen Aufgaben und die unvollendeten Gedanken haben häufig einen stärkeren Sog als das Gebet. Wehmütig denke ich oft an die Zeit in der Gemeinschaft zurück, in der das Stundengebet den Tagesrhythmus vorgab – ohne Wenn und Aber.

Als Alltags-Einzelkämpfer geht das leider nicht so selbstverständlich. Und das Bewusstmachen der geistlichen Gemeinschaft hilft da nur bedingt. Ich probiere Alternativen, wie die „Heilige Zeit“ am Morgen: zehn Minuten still in der Kirche sitzen, einfach nur Hören und Wahrnehmen. Oder das Zwiegespräch beim Spaziergang am Nachmittag. Oder ich zwinge mich wenigstens beim 18-Uhr-Läuten, für fünf Minuten den Stift aus der Hand zu legen, und zum Te Deum zu greifen. „Zwingen“ ist kein schönes Wort. Es hat einen Beigeschmack. Aber ich merke: Wenn ich mich gezwungen habe, geht es mir meist besser. Ich bin gelassener, entspannter, geistig sensibler. Und ich spüre: Es ist nicht umsonst. Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft!

Der Autor ist Pfarrer in Osterburg.

Pfarrer Gonron Sethge | Foto: G. Sethge
Autor:

Online-Redaktion

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