Wort zur Woche
Im Ende den Anfang sehen

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Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
2. Timotheus 1, Vers 10b

Neulich, nach einer Beerdigung, sagte jemand ganz selbstverständlich, fast fröhlich zu mir: „So können Sie das bei mir auch machen. Ich bin bestimmt der Nächste.“

Von Hanna Henke

Das hat mich ziemlich überrumpelt, denn er wirkte, als stünde er mitten im Leben. Ein agiler Rentner, ein lebendiges Glied der Gemeinschaft. Und dennoch war für ihn der Tod schon ein klar umrissener Teil seines Lebens geworden – ohne dass ihn das zu bekümmern schien. Immer wieder bin ich beeindruckt von Menschen, die ganz selbstverständlich von ihrem Tod sprechen. Und immer wieder merke ich, dass es eher die anderen sind, denen der eigene Tod nicht so deutlich vor Augen steht, die der Vorstellung unserer Vergänglichkeit lieber ausweichen.

Jesus hat oft von seinem nahenden Tod gesprochen, und seine Jünger wollten es nicht hören. Petrus nahm ihn sogar beiseite und versuchte, ihm seinen selbstverständlichen Umgang mit dem Tod auszureden. Klar, der Gedanke daran, dass ein Mensch in der Blüte seines Lebens und Wirkens aus dem Leben gerissen wird, ist unfassbar schwer zu ertragen. Ich kann an dieser Stelle sehr gut mit Petrus mitfühlen und denke an Menschen, die bis zum letzten Atemzug mit dem Tod gekämpft haben. Doch Jesus hörte nicht auf, von seinem Tod zu sprechen – und auch nicht: von seiner Auferstehung.

Es sind oft die, die dem Tod geradewegs ins Auge blicken, bei denen die Hoffnung auf das ewige Leben am stärksten ist. Jene, die ihre Vergänglichkeit anerkennen, finden darin ihre Unvergänglichkeit. So wie für Jesus sein Tod und seine Auferstehung zusammengehörten, so verbindet sich auch für viele gläubige Menschen der Gedanke an das eigene Ende mit dem von einem neuen Anfang.

Es kann sehr befreiend sein, der Vorstellung vom eigenen Tod nicht auszuweichen. Denn wer sich traut, den Tod anzuschauen, der hat auch eine Chance, die Auferstehung zu sehen.

Die Autorin ist Pfarrerin in Halle-Neustadt

Hanna Henke | Foto: H. Henke
Autor:

Online-Redaktion

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