Bad Salzungen feiert 1250 Jahre
Wo der Pfarrer zum Heiligen wird

Pfarrer Karl Weber | Foto: Foto: Julia Otto

Der Pfarrer wird zum Heiligen Bonifatius. Zumindest für ein paar Stunden. „Er prägt das Stadtwappen und spielt damit bis heute eine wichtige Rolle in der Geschichte von Bad Salzungen“, sagt Karl Weber, der in das historische Kostüme schlüpfen und, von zehn Mönchen begleitet, durch die Innenstadt ziehen wird.

Von Susann Eberlein

Für den 37-Jährigen ist das Rollenspiel Neuland. „Ich habe das noch nie gemacht. Über das Verkleiden beim Fasching ging es bisher nie hinaus“, sagt Weber, der neben Bad Salzungen auch für die Kirchengemeinden Immelborn und Leimbach verantwortlich ist.

Der Bonifatius-Auftritt ist eines von 48 Bildern mit 900 Mitwirkenden, die beim Festumzug am 15. Juni zu sehen sein werden. Sie symbolisieren die 1250-jährige Geschichte der Stadt. Die wird in der Kurstadt im Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach vom 12. bis 28. Juni gefeiert. Auf dem Programm stehen Ausstellungen und Vorträge, Chorauftritte und Theaterstücke, Musikveranstaltungen und Sportevents. Vielfältig und bewegt wie die Geschichte, auf die Bad Salzungen zurückblickt.

775 erwähnte Frankenkönig Karl, später Kaiser Karl der Große, „Villa Salzunga“ in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Hersfeld. Heute gilt das Dokument als erste urkundliche Erwähnung der Stadt, die 841 an das Kloster Fulda überging und 1212 von Kaiser Otto IV. erobert wurde. Von 1680 bis 1918/1920 war Salzungen Teil des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Seit 2009 ist die Stadt staatlich anerkanntes Sole-Heilbad, das mit seinem Gradierwerk zu wuchern weiß.

Seit 1345 ist der heilige Bonifatius, der als Missionsbischof auch in Gebieten des heutigen Thüringens gewirkt haben soll, auf dem blauen Stadtwappen von Bad Salzungen zu sehen, in goldenem Ornat, mit roten Schuhen, einem goldenen Krummstab und einem roten Buch mit schwarzem Kreuz. Das Siegel ist als Symbol für die seit Mitte des 9. Jahrhunderts bestehende, gut 500 Jahre andauernde Herrschaft der Abtei Fulda in der Stadt zu sehen. Da der Bischof damals auch die weltliche Macht ausübte, tritt er als Schutzherr Salzungens im Wappen auf. Weil das Symbol als veraltet und überholt galt, wurde im Dezember 1949 ein neues Wappen mit einer Brunnenschale und zwei Zahnrädern, getrennt durch die Werra, eingeführt.

Die Kehrtwende kam mit der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Bad Salzungen im Juni 1991: Die Verantwortlichen setzten die Satzung von 1949 über Wappen, Siegel und Farben der Stadt außer Kraft und beschlossen die Weiterführung des historischen Wappens von 1345.

Auch in der Kirchengemeinde hat Bonifatius bis heute seinen Platz. „Meine Vorgänger haben die Bonifatius-Andacht ins Leben gerufen, die jährlich an der Husenkirche stattfindet und an ihn erinnern soll“, sagt Karl Weber, der dem Wunsch der Stadt, sich an dem Festprogramm zu beteiligen, gerne entgegenkommt. „In der Kirche wurde nicht nur der Auftakt des Festjahres mit der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach gefeiert, sondern wurden auch Vorträge der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte gehalten. Es ist ein schönes Miteinander“, sagt Organisatorin Kathleen Heß.

Neben dem Festumzug wird am 15. Juni um 10 Uhr das Singspiel „Bonifatius“, das Kantor Hartmut Meinhardt mit der Burgseeschule einstudiert hat, in der Stadtkirche St. Simplicius aufgeführt. An gleicher Stelle gastiert Musiker Nico Wieditz am 17. Juni um 20 Uhr mit seiner „Starlights“-Orgelshow und erfüllt allerhand Musikwünsche von AC/DC über Bach bis zu Queen. Und am 24. Juni um 19 Uhr tritt der Thomanerchor Leipzig mit einem Querschnitt aus Chormusik aller Epochen und zugunsten des Ambulanten Hospizdienstes auf.

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