Wort zur Woche
Endlich wieder unbeschwert leben

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Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Matthäus 11, Vers 28

Von Katarina Schubert

Vorsicht, lieber Heiland, möchte ich ihm zurufen.
Sie könnten tatsächlich kommen. Zu lange haben sie gehört: Bleiben Sie zu Hause! Halten Sie Abstand! Treffen Sie sich nicht mit Freunden! Sie könnten sich tatsächlich auf den Weg machen. All die Gestressten und Genervten, die Lebenshungrigen und die, die endlich mal wieder was gemeinsam erleben wollen. Und dann? Willst du sie wirklich bei dir haben?

Wozu lädst du sie ein? Sie suchen doch nur gute Unterhaltung und so eine Art "Flashmob", eine, wie zufällig erscheinende, Zusammenkunft auf dem Marktplatz. Oder gar in einer Kirche, was dann mal was Neues wäre. Oder hättest du die ersehnte Impfung im Angebot, die Freiheiten eröffnet? Du mit deiner Sanftmut und Liebe. Wäre es das, was sie alle suchen? Oder würden sie dich nur ausnutzen?

Du willst sie erquicken, sagst du, ihnen Ruhe schenken. Ruhe? Die hatten wir genug! Das ist es nicht, was wir suchen. Aber eine Pause, die wäre nötig. Ja, ich gebe es zu, ich sehne mich auch nach einer Pause. Und danach, die Lasten abzulegen, die meinen Alltag mühsam und schwer machen.

Endlich mal wieder unbeschwert leben und auch arbeiten, wenn es sein muss. Ohne Einschränkungen planen, das wäre schön. Und das gemeinsam mit anderen. Endlich mal wieder ohne die Angst leben, die uns im Nacken sitzt. Ja, daran zu denken tut mir gut. Dein Ruf könnte ein schlauer PR-Gag sein in diesen Zeiten. Das ist er aber nicht. Du hast deine Arme schon lange ausgebreitet und lädst uns immer wieder ein. Wenn ich jetzt sagen würde, du lädst uns zum Gottesdienst am Sonntag ein, dann wäre das viel zu wenig. Denn du findest deinen Weg auch zu denen, die ich mir bei dir nicht vorstellen kann. Du denkst da größer als ich, das muss ich zugeben. Ich staune über deine Gelassenheit. Und schäme mich ein wenig, dass ich dich zur Vorsicht gemahnt habe.

Du hast deine Arme weit ausgebreitet. Ich komme gern und bin neugierig auf die anderen.

Katarina Schubert, Pfarrerin im Pfarrbereich Kamsdorf-Könitz | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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