FREITAG, NACH 1 …
Unsere Seite 1 – Die Relevanz der Ruhetage

- hochgeladen von Uwe Kraus
Goethe formuliert es in seinen „Schatzgräber“ klar: „Tages Arbeit, abends Gäste! Saure Wochen, frohe Feste! Sei Dein künftig Zauberwort.“ Doch längst sind immer weniger Menschen verzaubert und nach der haupt- und ehrenamtlichen Arbeit nicht mehr „feierwillig“.
Von Uwe Kraus
7/24 – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, wir stehen rund um die Uhr in den Start-Löchern, um mal wieder die Welt zu retten. Wir sind uns unserer Bedeutung für die Welt-, Medien- und Wrtschaftsgeschichte bewusst – bis wir auf der Nase liegen. Längst sind es nicht mehr die knallharten Unternehmensmanager, die mit wohlformulierten Sätzen in schwarzumrahmten Kästen aus dem Diesseits verabschiedet werden.
Das Wort „Mach mal Pause“ mit Leben zu erfüllen, nämlich sich mal Erholung zu gönnen, wirkt zunehmend peinlich im Angesicht des fehlenden Luftholens vieler neben uns – auch in der Kirche. Zwar wird dort oft genug an Gott erinnert, der sich schon etwas dabei gedachte hat, als er an sechs Tagen knuffte, um am siebenten mal die Füße hochzulegen.
Denn unterdessen fällt der berühmte Pfarrer-Sonntag am Montag weg, weil Seniorenkreis, Konfi-Arbeit, Seelsorge oder die Momente, um die Gnade auf sich wirken zu lassen, zu kurz kommen. Irgendwann knallen viele durch die Schallmauer eigener Belastungsgrenzen. In all den Krisen dieser Zeit noch eine Schippe draufpacken, den Olympischen Gedanken fehlinterpretieren und alles größer, schöner, weiter zu zelebrieren, das zehrt an all jenen, die trotz sinkender Sitzplatzbelegung in den Kirchenbänken und fehlenden Euros für das Make-up der bröckelnden Fassade am Gotteshaus sich – egal ob Haupt- oder Ehrenämtler – zum Wohl der Gemeinde und der Allgemeinheit aufreiben.
Es ist wichtig, Menschen nicht zu verschleißen, einmal mehr Danke zu sagen und die Relevanz der Ruhetage nicht kleinzureden. Anfang der Woche gab uns eine Oberkirchenrätin auf den Weg, noch stärker das Ehrenamt, das Wirken der mehr oder minder stiller Stars, in den Fokus zu rücken – statt Würdenträgern im Ornat zu huldigen und die Prominentenreihen abzulichten.
So schätzen wir den Mann wert, der ehrenamtlich eine ganze Kirche inklusive die Sitzbänke drumherum hütet, die Rentnerin, die zum Seniorenkreis Kaffee kocht, und jene Gemeindeglieder, die mit Hacke und Säge, Spaten und Aufsitzrasenmäher ausrücken, um das Umfeld von Gottesacker und -haus winterfest zu gestalten.
Dass immer weniger Männer und Frauen bereit sind, dabei – und anderswo anzupacken, ist eine Saga. Nach dem Komplett-Programm Auftanken im Kohlensäurebad zwischen Eisen-, Glauber- und Natalien-Quelle, einigen Packungen Moor und einer kräftigen Salznebel-Dusche bin ich mit einer Truppe Leuten durch Anhalt gezogen, die die Verbindung zu ihrer dortigen Scholle nicht verloren haben und mit Freude den Wein vom Hang „Waladala“ neben der Waldauer Kirche testeten.
Fast jeder von ihnen denkt an das Leben nach dem Renteneintrittsdatum, der Pensionierung oder dem unspektakulären letzte Arbeitstag. Sie atmen durch, reisen, betreuen die Enkel, legen ihre goldenen Hände nicht in den Schoß, schnuppern bei den Grünen Damen vorbei und wollen Lese-Oma für Kinder von nebenan werden.
Was sie wollen: Etwas ruhiger treten, aber keineswegs aus dem prallen Leben in die plüschigen Sessel wechseln.
Unsere Themen
- Kirchenhüter: Wie wird man Kirchenhüter? Durch eine Ausbildung. Genauso wichtig wie das Lernen von Fakten ist die emotionale Verbundenheit. Mario Krokotsch aus Neundorf bringt beides mit.
- Kirchenstreit: Die Stadt Friedrichroda versteht die Kapelle von Reinhardsbrunn nicht als Kirche. Grund dafür sei, dass die letzte sakrale Handlung in dem Gebäude Anfang der 1960er Jahre stattgefunden habe. Hinweise auf eine Entweihung des 1874 gesegneten Kirchenraumes gebe es allerdings nicht. Gänzlich sind Gottesdienste in der Kapelle derzeit nicht verboten, aber dafür sollen 500 Euro für Kulturabgabe und Raummiete berechnet werden.
- Kirchenmusik: In Osterburg wird der Musikernachwuchs besonders gefördert. Kreiskantor Friedemann Lessing hat dafür seine Gründe. Die Besten musizierten nun in der Gutskirche des Ortsteils Krevese.

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Autor:Uwe Kraus |
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