Kirchengeschichtstagung
150 Jahre Sozialdemokratie und Kirche

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Samstag, 18. Oktober, 10:00 bis 16:00 Uhr, findet am historischen Ort - im Gothaer Tivoli, wo vor 150 Jahren die Sozialdemokratische Partei Deutschlands gegründet wurde, eine Tagung zu Sozialdemokratie und Kirche statt. Dazu lädt die Gesellschaft für Thüringische Kirchengeschichte ein. 

Vor 150 Jahren wurde in Gotha die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, die SPD gegründet. Im Gothaer Programm wurde „Religion als Privatsache“ zum politischen Programm. Es war eine Forderung der Neutralität, die unter der Linke in der Tradition Lenins zu einer Formel der Religionsbekämpfung wurde. In der Tagung wird es u.a. darum gehen, wie die Ablehnung der öffentlichen Religion zu einem Element der Demokratiegefährdung wurde. 150 Jahre Wandlungen in der Konfliktgeschichte von Sozialdemokratie und evangelischer Kirche. Im Kaiserreich prallten zwei Weltbilder aufeinander: Die Kirche, eng mit dem Staat verbunden und Hüterin der bestehenden Ordnung, und die Sozialdemokratie, die soziale Gerechtigkeit, Demokratie und Fortschritt forderte. Für die frühe Sozialdemokratie war Religion Privatsache und galt oft als Hemmschuh für Emanzipation. Demgegenüber verstand sich die evangelische Kirche als öffentliche Kraft, die Staat und Gesellschaft legitimierte. Mit der Weimarer Republik änderte sich die Lage. Zwar blieb das Verhältnis angespannt, doch die neue Verfassung von 1919 brachte einen Kompromiss: Sie garantierte Religionsfreiheit, gewährte den Kirchen als Körperschaften öffentlichen Rechts ein Eigenleben und ermöglichte ihnen Einfluss in Bildung und Sozialwesen zu nehmen. Keine sozialdemokratische Säkularisierung aber auch keine Staatskirche. In der NS-Diktatur und SED-Diktatur waren Sozialdemokraten als Volks- bzw. Staatsfeinde markiert. Einen vergleichbaren Konflikt gab es zwischen den Kirchen und den herrschenden Parteien. Dadurch kam es zu einer Annäherung zwischen der evangelischen Kirche und der Sozialdemokratie. Demokratie und Menschenrechte wurden als gemeinsame Werte begriffen. Die Sozialdemokraten sahen im Protestantismus nicht mehr eine Bastion der Reaktion, sondern Förderer ethisch-fundierter Erneuerung. Umgekehrt fanden die evangelischen Kirchen auf sozialpolitischen Fragen ähnliche Antworten wie die Sozialdemokratie. Die Stärken (und Schwächen) der Lösungen der paradoxalen Grundkonflikts zeigte sich nicht nur in der Friedlichen Revolution, sondern auch in der Bildungs- und Kulturpolitik der Bundesrepublik. Der Studientag will der historischen Vergewisserung dienen.
Die Tagung beginnt am 18. Oktober, 10.00 Uhr,
Vorträge gibt es u.a. von Akademiedirektor Dr. Sebastian Kranich (Weimar): Sozialdemokratie, die erste große protestantische Häresie?
Dr. Hannah M. Kreß (Münster) Ein paradoxaler Grundkonflikt: die öffentliche Auseinandersetzung um den Religionsunterricht im 19. Jahrhundert, Dr. Thomas A. Seidel (Reinsberge) : Erich Hertzsch – religiöser Sozialist und Pfarrer im Übergang der Diktaturen.
Die Einführung und Moderation hat Christian Dietrich (Erfurt). Die Tagung endet gegen 16:00 (Anmeldung und Details: https://www.kirchengeschichte-thueringen.de).

Autor:

Christian Dietrich

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