Wort zur Woche
Berg- und Talfahrt der Gefühle

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Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden,was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
Lukas 18, Vers 31

Es geht wieder bergauf. Dieser in unserem Sprachgebrauch eher positiv besetzte Ausspruch, er bekommt vor dem Hintergrund dessen, was Jesus da in Jerusalem droht, einen bitteren Beigeschmack.

Von Martin Olejnicki

Und mit ähnlich gemischten Gefühlen gehe ich auch in diese Woche. Sie bringt den Rosenmontag und den Aschermittwoch. Eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Aber zunächst geht es bergauf – wieder. Ein Rosenmontag, dem erstmals seit zwei Jahren keine Absage mehr droht. Und doch kann von ungetrübter Karnevalsstimmung wieder keine Rede sein. Jesus gibt seinen Jüngern eine Richtung vor. Er schlägt einen Weg ein, der durch die Propheten schon vorgesehen wurde. Ein Weg der nicht geradlinig nach oben führt, sondern der nach kurzer Höhe beim Einzug in Jerusalem schnell wieder bergab in die tiefsten Tiefen der menschlichen Abgründe mit Folter und Tod am Kreuz führen wird. Erst von diesem Tiefpunkt aus, wird der weitere Weg Jesu nur noch nach oben führen. Erst dann geht es wirklich wieder bergauf.

Und bis dahin ist es ein Weg, der dem unseren hier auf Erden ganz nahe ist: mit Höhen und mit Tiefen, mit Jubel und Leid, mit Gemeinschaft und dunkler Einsamkeit. All das hält der Weg rauf nach Jerusalem für Jesus bereit. Die Stationen dieses Weges, sie fallen wie Streiflichter auf die Momente in meinem Leben. Bringen Licht in das Dunkel oder rücken in ein neues Licht, was nicht zu fassen war. Und damit wird für mich relevant, was auf den ersten Blick wie ein vermeidbares Schicksal erscheint. Was von dem Menschensohn geschrieben ist und was durch ihn vollendet wird, es ist der Weg hinauf nach Jerusalem – ein mühevoller Aufstieg hin zu einer neuen Beziehung zwischen Gott und Mensch. Nicht gerade nach oben sondern immer wieder tastend, die Tiefen auslotend und die Höhen übersteigend, ist dieser Weg doch vom Ziel aus betrachtet ein lohnender. Und ich hoffe und glaube, dass ich ihn nicht alleine gehen muss, weil Gott ihn schon gegangen ist.

Der Autor ist Pfarrer in Köthen.

Autor:

Online-Redaktion

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