Wort zur Woche
An Gottes großem Tisch

- Foto: epd-bild/Heike Lyding
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Wochenspruch: Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Psalm 145, Vers 15
Vor meinem inneren Auge sehe ich einen großen, schön geschmückten Tisch. Eine weiße Tischdecke liegt darauf. In der Mitte steht ein großer Blumenstrauß. Es sind Blumen aus dem Garten des Gastgebers. Feines Geschirr steht auf dem Tisch, große und kleine Gläser, und natürlich fehlen auch die Servietten nicht.
Von Gundula Eichert
Um den Tisch sitzen die Gäste: Erwin, der gerade in den Ruhestand gegangen ist. Er genießt die freie Zeit und überlegt, was er damit nun anfangen wird. Und Hilde, aufopferungsvoll pflegt sie seit vielen Jahren ihre Mutter. Heute kann sie die Beine mal unter den Tisch stecken, muss mal nicht diejenige sein, die für andere da ist. Und dann ist da noch Anton. Er sitzt im Rollstuhl. Seit seiner Geburt muss er mit dieser Einschränkung leben. Er freut sich, dass er dabei sein kann. Auch Leyla ist gekommen. Stolz trägt sie ihr Kopftuch. Leyla bringt Friedrich mit. Ihn unterstützt sie bei den Hausaufgaben. Das hilft ihm sehr. Er konnte seine Leistungen in Mathe schon deutlich verbessern.
Und dann ist da Karl. Er kommt immer mit einem Einkaufswagen. Darin sind all seine Habseligkeiten, denn schon lange hat Karl keine Wohnung mehr. Er freut sich auf das Essen. Mal so richtig aus dem Vollen schöpfen, das liebt er. Und Marie ist gekommen. Sie ist eher leise und setzt sich lieber an den Rand, denn sie will nicht auffallen. Sie schaut lieber etwas aus der Ferne dem Treiben zu.
Natürlich sind da auch Sie und du und ich, wir alle, so verschieden, wie wir sind. Ja, wir alle sind da. Und warten auf den Gastgeber. Der kommt genau zur richtigen Zeit und gibt, was er hat: duftendes Brot und Früchte, süß, saftig und ein freundliches Wort. Ja, Gott kommt und setzt sich mit an unseren Tisch. Er ist da. Alle spüren das. Und sie laben sich an den Köstlichkeiten des Mahls und kommen miteinander ins Gespräch. Karl wagt mit Marie sogar ein Tänzchen, und Anton und Friedrich werden Freunde. – So schön kann es sein. Miteinander. An Gottes Tisch.
Die Autorin ist Pfarrerin in Halle.


Autor:Online-Redaktion |
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