ÖRK
«Wir sind die Männer in Schwarz»

Die Russisch-Orthodoxen Deligierten Hieromonk Stefan Igumnov (l) und Hierodeacon Pyotr Akhmathkanov laufen zu einem Plenum am zweiten Tag der Vollversammlung des Oekumenischen Rats der Kirchen am 01.09.2022 in Karlsruhe. | Foto: epd-bild/Thomas Lohnes
  • Die Russisch-Orthodoxen Deligierten Hieromonk Stefan Igumnov (l) und Hierodeacon Pyotr Akhmathkanov laufen zu einem Plenum am zweiten Tag der Vollversammlung des Oekumenischen Rats der Kirchen am 01.09.2022 in Karlsruhe.
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Sie sind leicht zu erkennen, die Abgesandten der Russisch-Orthodoxen Kirche. Auf der Vollversammlung des Weltkirchenrates in Karlsruhe tragen sie schwarze Gewänder – wie alle orthodoxen Geistlichen.

Von Jan Dirk Herbermann

Reich verzierte Kreuze hängen an goldenen Ketten. Um ihren Hals tragen sie ein rotes Band mit dem Delegiertenausweis. Die Russisch-Orthodoxen bewegen sich fast immer im Pulk. «Wir sind die Männer in Schwarz», scherzt einer der Priester aus Russland. Offiziell heißt es aus der Delegation der Russisch-Orthodoxen, die immerhin die größte der 352 Mitgliedskirchen des Weltkirchenrates stellt: «Die Atmosphäre hier auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen ist sehr freundschaftlich, wir sind seit den frühen1960er-Jahren Mitglied.»

Viele Teilnehmer des Weltökumene-Gipfels in Karlsruhe schauen jedoch betreten zur Seite, wenn die Männer in Schwarz erscheinen: Denn das russisch-orthodoxe Oberhaupt, Patriarch Kyrill I., gibt dem Angriffskrieg des Präsidenten Wladimir Putin gegen die Ukraine offiziell seinen Segen. Die Schuld an dem blutigen Gemetzel, dem bereits Zehntausende Menschen zum Opfer gefallen sind, gibt der Moskauer Patriarch dem Westen: «Dieser tragische Konflikt ist Teil einer groß angelegten geopolitischen Strategie, die in erster Linie darauf abzielt, Russland zu schwächen.» Kyrill gilt als enger Vertrauter des Kriegstreibers Putin, an ihm prallen alle Aufrufe, sich für eine diplomatische Lösung einzusetzen, ab.

Eigentlich, so hatte es die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, erhofft, sollte die erste ökumenische Vollversammlung in der Bundesrepublik «ein großes Fest des Glaubens» werden. Doch nun wirft nicht nur Putins Eroberungsfeldzug an sich, sondern auch die offene Komplizenschaft der russisch-orthodoxen Führung einen «Schatten» auf die neuntägige ÖRK-Konferenz in der badischen Metropole – so der geschäftsführende ÖRK-Generalsekretär Ioan Sauca. Die wenigen Delegierten aus der Ukraine bringen das Töten und Zerstören in ihrer Heimat immer wieder zur Sprache – der Aufschrei der Opfer lässt kaum einen Teilnehmer der Vollversammlung unberührt. Am eindringlichsten beklagt Erzbischof Jewstratij «den brutalen Krieg Russlands gegen uns», der sich nahtlos in eine jahrhundertealte Unterwerfungsstrategie gegen die Ukraine einreihe.

Putins Ziel sei eine «Entukrainisierung» der Ukraine, betont der orthodoxe Erzbischof von Tschernihiw und Nischyn. Jewstratij stellt auch die Führung der Russisch-Orthodoxen Kirche rund um Patriarch Kyrill an den Pranger: «Niemand hat das Recht, einer Aggression, einem Genozid seinen Segen zu erteilen.»

Die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) selbst jedenfalls braucht keinen Druck zu befürchten, jedenfalls nicht vom ÖRK. Nahezu einhellig lehnen die anderen Kirchen Sanktionen gegen die ROK ab – ein Ausschluss der Russen, der Männer in Schwarz, aus dem Weltkirchenrat steht auf der Vollversammlung schon gar nicht zur Debatte.

(epd)

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