Würdevollerem Lager auf Lesbos droht Auflösung
Werte verteidigen

Foto: PIRO4D  - pixabay.com

Die angekündigte Schließung des kleinen Flüchtlingslagers Pikpa auf Lesbos ist laut Mitarbeitenden ein gezielter Angriff. «Das Leben der Schutzsuchenden soll unmöglich gemacht, die Menschen dehumanisiert werden in entsetzlichen Camps», sagte Carmen Dupont von der Initiative Lesbos Solidarity, die Pikpa betreibt.

«Weil wir gezeigt haben, dass es eine Alternative zu den grausamen Zuständen in überfüllten Camps geben kann, sollen wir ausradiert werden. Das ist politisch gewollt.» In Pikpa leben Dupont zufolge derzeit knapp 100 besonders schutzbedürftige Menschen, darunter unbegleitete Minderjährige und chronisch Kranke ebenso wie Homo- und Transsexuelle, für die es für im überfüllten und riesigen Camp Moria zu gefährlich war.

Die Bewohner von Pikpa würden vermutlich in das neue Camp gebracht, in dem auch die Mehrheit der Menschen aus dem niedergebrannten Lager Moria sind. Sie könnten deshalb aus Angst nicht mehr schlafen. «Vor allem Eltern sind erschüttert, weil sie nicht wissen, wie sie ihren Kindern sagen sollen, dass sie bald nicht mehr in Schule gehen können oder in den Kindergarten, dass sie bald keine Toilette mehr haben werden, kein fließend Wasser, kaum noch etwas zu essen.» Menschen, die Gewalt erlitten hätten, befürchteten, dass ihnen wieder etwas passiere. Zudem sie in dem neuen Lager schutzlos Wetter und Stürmen und dem nahenden Winter ausgesetzt.

Pikpa ist seit 2012 ein offenes Lager mit Einzelhäusern und Notunterkünften in der Hauptstadt Mytilini, wo Flüchtlinge würdevoll und sicher leben sollen. Es gebe medizinische und psychologische Betreuung und Unterstützung in Rechtsfragen. «Wir zeigen, dass es nicht nötig ist, Menschen in inhumanen Lagern einzusperren», so Dupont. «Das ist nicht schwierig und mit wenig Geld möglich.» In Orte wie Moria seien hingegen Milliarden europäischer Steuerzahler geflossen, dennoch bekämen die Menschen nur einmal am Tag zu essen.

«Das Lager wurde schon häufig bedroht, aber wir finden immer einen Weg, weiterzumachen», gab sich Dupont kämpferisch. «Wir haben Werte zu verteidigen, und das werden wir auch tun.» (epd) 

Autor:

Mirjam Petermann

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