Kirchentag
Zwei moderne Städte mit einer reichen Vergangenheit

Die Nürnberger Burg thront über der Altstadt und ist das Wahrzeichen der Stadt, links ist die Sebalduskirche zu sehen. | Foto: epd-bild/Anestis Aslanidis
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Albrecht Dürer und die Bundesagentur für Arbeit, Bratwurst und die Kaiserburg: dafür ist Nürnberg berühmt. Mit der Schwesterstadt Fürth ist es zusammengewachsen und teilt sich die Fußballbegeisterung und die erste Eisenbahn.

Von Jutta Olschewski und Timo Lechner (epd)

«Noch nie in der Geschichte der Stadt haben so viele Menschen hier gelebt», sagt der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU). Derzeit seien es über 542.000. «Die Mischung aus Wohlfühlstadt und Innovationskraft, aus Menschlichkeit und moderner Urbanität macht Nürnberg aus», preist der Oberbürgermeister seine Stadt gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vom 7. bis 11. Juni findet der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg und Fürth statt.

1050 wird Nürnberg erstmals urkundlich erwähnt, 1219 zur freien Reichsstadt ernannt. 1525 führen die Stadtväter in Nürnberg die Reformation ein. «Nürnberg leuchtet in ganz Deutschland, wie eine Sonne unter Mond und Sternen», soll Martin Luther einst über die Stadt gesagt haben. Für Nürnberg beginnt eine wahre Blütezeit. Handelswesen und Erfindergeist florieren, beflügelt von den neuen Ideen.

«Mit der protestantischen Lehre zieht auch ein soziales Bewusstsein und Wohlfahrtswesen in die Stadt ein, das es so noch nicht gegeben hat», erläutert der evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein. Politisch schwand allerdings die Bedeutung der Stadt. Mit Bekenntnis und Weltsicht des katholischen Kaisers kamen die Nürnberger zwangsläufig in Konflikt.

Im 19. Jahrhundert wird die Stadt zum großen bayerischen Industriestandort. Von den technologischen Fortschritten, die von hier ausgingen, zeugt die erste Bahnfahrt 1835 zwischen Nürnberg und Fürth. Ende des 19. Jahrhunderts kam Siemens nach Nürnberg, noch heute einer der wichtigsten Arbeitgeber, zu denen heute aber auch die Bundesagentur für Arbeit, das Bundesamt für Migration oder die Firma Datev gezählt werden können.

Verknüpft ist der Name Nürnbergs aber auch mit den Schrecken des Nationalsozialismus. Der Umgang mit den Nazibauten am Reichsparteitagsgelände ist ein Dauerthema in der Stadt. Sie nimmt sich deshalb seit Jahrzehnten des Themas Menschenrechte an und vergibt den Menschenrechtspreis alle drei Jahre. Man sieht sich als Stadt des Friedens und will die Internationalität der Stadtgesellschaft stärker in die öffentliche Wahrnehmung rücken. Schließlich wohnen hier Menschen aus 174 verschiedenen Nationen. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund liegt bei etwas über 50 Prozent.

Obwohl die Stadt vielen noch als Inbegriff des protestantischen Bayerns gilt - seit langem ist das Verhältnis von Christen beider Konfessionen in etwa gleich, mit einem leichten Vorsprung der Protestanten. Bei der letzten Erhebung im vergangenen Jahr stellten beide Kirchen aber erstmals weniger als die Hälfte der Einwohnerzahl Nürnbergs. Katholiken und Protestanten teilen sich das Andenken an einen der Stadtpatrone: den Heiligen Sebaldus. Der sagenumwobene Priester und Wohltäter soll im 11. Jahrhundert gelebt haben und ist in der evangelischen Kirche St. Sebald in einem monumentalen, bronzenen Grabmonument von Peter Vischer bestattet.

Hunderttausende Touristen kommen dort jährlich hin, sie wollen in Nürnberg aber auch die Lorenzkirche sehen, den weltberühmten Christkindlesmarkt erleben, Lebkuchen und Bratwürste zu sich nehmen.

Sollten sie am Hauptmarkt in die U-Bahn-Linie 1 Richtung Nordwesten steigen, passieren sie die Station «Stadtgrenze» - und fragen sich, wo Nürnberg aufhört und die benachbarte 130.000-Einwohner-Stadt Fürth beginnt. Dies ist eines der Lieblingsbeispiele des Fürther Stadtdekans Jörg Sichelstiel, wenn er erklären will, wie nahe die beiden Städte doch zusammen liegen und eng miteinander verbunden sind.

Im Gegensatz zu Nürnberg, das eine klassische Bürgerstadt sei, habe Fürth durch die unterschiedlichen Einflüsse des Erzbistums Bamberg, der Markgrafen von Ansbach sowie der Reichsstadt Nürnberg schon früh eine andere gesellschaftliche Entwicklung genommen, erklärt Sichelstiel. Dies spiegele sich auch an den Bauwerken im Stadtbild wider.

Und hier siedelten sich viele der aus Nürnberg im Mittelalter vertriebenen Juden an. Der 1634 entstandene jüdische Friedhof ist einer der ältesten und größten in Deutschland. Bekanntester Fürther mit jüdischer Abstammung ist der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, der Ende Mai seinen 100. Geburtstag feierte.

Autor:

Katja Schmidtke

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