Ramelow schreibt Merz
Wie weiter mit Ausbildung liberaler Rabbiner?

- Hofgärtnerhaus in Potsdam, in dem sich die Synagoge und das Abraham-Geiger-Kolleg befindet
- Foto: epd-bild/Rolf Zöllner
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Potsdam/Berlin (KNA) Die Debatte um Finanzierung und Zukunft der Rabbinerausbildungsstätte Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam dauert an. Nach dem Willen des Linken-Bundestagsabgeordneten Bodo Ramelow soll das Kolleg nun "Chefsache" werden: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ist der Adressat eines auf den 15. August datierten Briefes, der der KNA vorliegt. Darin drückt der frühere Ministerpräsident von Thüringen "große Sorge" aus.
Zuvor hatte die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion mitgeteilt, dass das Abraham-Geiger-Kolleg 2024 keine Bundesmittel erhalten habe. Auch für das laufende Jahr seien keine Gelder vorgesehen. 2023 habe das Kolleg noch 388.000 Euro erhalten, ebenso wie einige Jahre davor.
Befürchtungen wegen religiöser Vielfalt
Als "An-Institut" der Uni Potsdam arbeitet das Kolleg eng mit der Universität zusammen, ist aber rechtlich und organisatorisch selbstständig. Es bildet liberale Rabbinerinnen und Rabbiner sowie Kantoren und Kantorinnen aus und war das erste Rabbinerseminar in Zentraleuropa nach der Schoah. Trägerin ist seit 2023 die Jüdische Gemeinde zu Berlin. Hintergrund der veränderten Strukturen waren Vorwürfe gegen den früheren Rektor des Kollegs, Rabbiner Walter Homolka, wegen Fehlverhaltens. Er bestreitet die Vorwürfe und geht gerichtlich gegen sie vor. Laut Jahresbericht 2023 studierten am Kolleg 18 Personen, seit der Eröffnung im Jahr 2000 gab es 54 Absolventinnen und Absolventen.
Ramelow schreibt nun in seinem Brief, er befürchte, dass mit einer möglichen Einstellung der institutionellen Förderung durch den Bund der Wiederaufbau des liberalen Judentums in Deutschland zunichte gemacht würde. Damit ginge nicht nur eine zentrale Ausbildungsstätte verloren, sondern auch ein "bedeutender Teil der religiösen Vielfalt" sowie ein international anerkanntes Institut.
Konkurrenz durch Stiftung des Zentralrats
Der Zentralrat der Juden in Deutschland war mit der Übertragung der Trägerschaft des Kollegs an die Berliner Jüdische Gemeinde nicht einverstanden. In der Gesamtdebatte stärkten als staatliche Geldgeber das Bundesinnenministerium, das Brandenburger Ministerium für Wissenschaft und die Kultusministerkonferenz dem Zentralrat den Rücken und begrüßten ein Stiftungsmodell.
Dieses ist mittlerweile umgesetzt: Ebenfalls in Potsdam unterhält die neue Nathan-Peter-Levinson-Stiftung unter dem Dach des Zentralrats unter anderem eine eigene liberale Ausbildungsstätte für Rabbiner, das Regina-Jonas-Seminar. Parallel besteht das Geiger-Kolleg fort.
In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hatte Zentralratspräsident Josef Schuster kürzlich gesagt, dass das Regina-Jonas-Seminar seine Arbeit aufgenommen habe. Auch die Ausbildung von Rabbinern der konservativen Masorti-Richtung sei bereits in einem einzigen Seminar aufgegangen - ebenfalls unter dem Dach der Levinson-Stiftung: "Und ich habe die Hoffnung, dass es gelingen sollte, mittelfristig die beiden liberalen Ausbildungsstätten zusammenzulegen." Auch dies sollte aus seiner Sicht unter dem Dach der Zentralratsstiftung erfolgen.
Autor:Online-Redaktion |
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