Eine außergewöhnliche Leserreise
Pilgerschal für den Papst
- 27 Leserinnen und Leser aus Mitteldeutschland auf dem Pilgerweg zur Heiligen Pforte im Petersdom
- Foto: Nunzia Zagaria
- hochgeladen von Online-Redaktion
„Pilger der Hoffnung“, so ist das Heilige Jahr überschrieben. Die Romreise mit der Kirchenzeitung war für die 27 Leserinnen und Leser ein einmaliges, eindrückliches und unvergessliches ökumenisches Erlebnis. Eine Nachlese des Reiseleiters.
Von Willi Wild
Zunächst war es nur eine Idee. Das Heilige Jahr in Rom, etwa alle 25 Jahre wird es begangen, der Anlass. Während der Planung erinnerte ich mich an die Reise des damaligen Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) zur Privataudienz bei Papst Franziskus, die ich als Journalist begleiten konnte. Ramelow würde zu dem Zeitpunkt unserer Leserreise nicht mehr Thüringer Ministerpräsident sein, und so fragte ich ihn an, ob er sich vorstellen könne, uns, zehn Jahre nach seiner Audienz, nach Rom zu begleiten. Er sagte sofort zu und kündigte an, dass sowohl er als auch seine italienische Frau (zahlende) Teilnehmer unserer Pilgerreise werden wollten.
Dann kam die Bundestagswahl, und der Ministerpräsident a. D. holte mit der „Mission Silberlocke“ ein Direktmandat für den Bundestag. Zudem wurde er Vizepräsident des neuen Bundestages. Ob die Teilnahme nun wackelte? Sie stand fest im Kalender. Für den Linken-Politiker und evangelischen Christen, der sich selbst als „Kieselstein im Schuh“ seiner Partei versteht, sollte es die dritte Begegnung mit einem Papst in seiner politischen Karrie-re werden. Bodo Ramelow nutzte seine offensichtlich guten Kontakte in den Vatikan, so dass nicht nur er, sondern auch unsere Reisegruppe in dem „Sagrado“, dem abgesperrten Bereich an der Bühne der Generalaudienz von Papst Leo XIV., Platz nehmen konnten.
„Hast du die Fakultät gewechselt?“ oder „Ist der Papst jetzt evangelisch?“, solche und ähnliche Fragen ploppten auf meinen Social-Media-Kanälen auf. Ich kann alle beruhigen, weder das eine, noch das andere ist der Fall. Aber der Papst heißt ja nicht von ungefähr Pontifex, der Brückenbauer. Und so haben wir als evangelische Reisegruppe gern die Brücke genutzt, die uns zur weltweiten Christenheit gebaut worden ist.
Der Bundestagsvizepräsident, seine Frau Germana und ich erhielten noch einmal gesonderte Sitzplätze auf der Bühne gegenüber den Kardinälen. Damit hatten wir Gelegenheit, Papst Leo XIV. persönlich zu begegnen. Dabei haben wir ihm die Grußbotschaft von Landesbischof Friedrich Kramer überreicht und die mündliche Einladung an den Augustiner-Papst, nach Erfurt ins Augustinerkloster zu kommen, ausgesprochen sowie unseren ökumenischen Pilgerschal übergeben.
Bevor das Papamobil durch die Reihen auf die Bühne fuhr, wurden zunächst alle Pilgergruppen begrüßt, die sich zur Generalaudienz aufgemacht hatten. Als auf einmal unerwartet die Pilgergruppe der „Mitteldeutschen Kirchenzeitung“ über die Lautsprecher auf dem Petersplatz angekündigt wurde, verschlug es mir die Sprache. Damit hatte ich im Leben nicht gerechnet. Ein Kommentar auf Facebook lautete: „Engagierte Leseraquise.“ Immerhin handelte es sich bei dieser Generalaudienz um die größte nach dem Zweiten Weltkrieg mit geschätzten 70 000 Teilnehmern.
Die Begegnung mit Papst Leo XIV. war ein Höhepunkt der Leserreise, aber nicht der einzige. Wir feierten mit der deutschen evangelischen Gemeinde in der Christuskirche einen Abendmahlsgottesdienst. Wir pilgerten betend und meditierend mit Worten der Heiligen Schrift zur „Heiligen Pforte“. Der Beauftragte der Kurie für den Dialog mit den lutherischen Kirchen, Pater Augustinus Sander berichtete uns im Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen über den Stand der Ökumene aus katholischer Sicht.
Wir besuchten die Gemeinschaft Sant’Egidio, die sich um Arme, Obdachlose, Geflüchtete, Menschen am Rand unserer Gesellschaft kümmert. Und wir konnten am bewegenden Abendgebet der Gemeinschaft teilnehmen. Der Chefredakteur von Vatikan News und Radio Vatikan, Mario Galgano, führte uns durch das Dikasterium Comunicazione, die Kommunikationsabteilung des Heiligen Stuhls. Und wir wurden vom EU-Botschafter am Heiligen Stuhl, Martin Selmayr, empfangen.
Nachzutragen ist noch, dass wir von den 900 Kirchen Roms sechs intensiv in Augenschein nehmen und kennenlernen konnten.
Mein Pilger-Blog:
Autor:Willi Wild |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.