Kirchen und Vandalismus
"Die beste Alarmanlage ist der Beter"

Mit einer Eisengittertür wird die evangelische Kirche Leubnitz-Neuostra im Dresdner Süden abgesichert. | Foto:  epd-bild/Matthias Rietschel
  • Mit einer Eisengittertür wird die evangelische Kirche Leubnitz-Neuostra im Dresdner Süden abgesichert.
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Kirchen setzen auf moderne Sicherheitstechnik oder ehrenamtliche Aufpasser, um ihre heiligen Orte besser zu schützen. Zum Einsatz kommen Alarmanlagen oder Videokameras. Manchmal müssen Kirchen auch Öffnungszeiten einschränken.

Von Lino Wimmer

Alarmanlagen und Videotechnik - Kirchengemeinden ergreifen Maßnahmen gegen Vandalismus. Neben Kontrollen durch Ehrenamtliche setzen sie auf Überwachungstechnik und bauliche Sicherungen wie Gitter, um ihre Gebäude zu schützen. Das ergab eine Umfrage unter den insgesamt 47 evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern in Deutschland. Demnach bleiben Einbrüche, Diebstähle, Verwüstungen und Beschaffungskriminalität eine anhaltende Belastung. Umfassende Zahlen zu einer Zu- oder Abnahme der Delikte konnten die meisten Kirchen jedoch nicht angeben, weil diese nicht zentral erfasst werden.

Die möglichen Sicherungsmaßnahmen sind vielfältig. Im Zuge von Umbauten können Sicherheitsglas oder verstärkte Türen eingesetzt werden, Opferstöcke können diebstahlsicher gestaltet werden. Anti-Graffitibeschichtungen an den Fassaden kommen ebenfalls zum Einsatz.

Von Graffiti bis zu Brandstiftungen

Der Geschäftsführer des Versicherungsdienstleisters Ecclesia, Lutz Dettmer, beobachtet keine Zunahme bei Fällen von Zerstörungswut in Kirchen. „Dass in Kirchen eingedrungen und etwa ein Opferstock aufgebrochen wird, das passiert selten“, sagt er dem epd. Die Ecclesia wird von einem Großteil der Landeskirchen und Bistümer in Deutschland über Einbruchdiebstähle in Kirchengebäuden in Kenntnis gesetzt, nicht aber über andere Akte von Vandalismus wie eingeworfene Kirchenfenster oder Graffiti.

Vandalismus an Kirchen in Deutschland reicht von Graffiti und eingeritzten Hakenkreuzen bis hin zu Brandstiftungen. Im Juli war durch Brandstiftung ein Feuer in Deutschlands größter Holzkirche in Clausthal-Zellerfeld ausgelöst worden. Fassade und Dachstuhl wurden beschädigt.

Hohe Schäden entstehen insbesondere durch aufgebrochene Opferstöcke. Dabei werden mitunter auch Wertgegenstände wie Altarschmuck, Kerzenständer, Altarbibeln, Kollektenkästen oder technische Geräte entwendet. Zudem berichten Gemeinden von Glasschäden an Fenstern und Schaukästen sowie von Beschädigungen an Feldkapellen. Insgesamt zählen Sachbeschädigungen, Diebstähle sowie Verunreinigungen, auch durch Fäkalien, zu den häufigsten Delikten. Ebenfalls genannt wurden politisch oder religiös motivierte Schmierereien.

Regelmäßig Vandalismus in Thüringer Kirchen

Einige Bistümer und Landeskirchen nehmen aber durchaus eine Zunahme von Respektlosigkeit und mutwilligen Beschädigungen wahr. So würden auch Einrichtungen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) regelmäßig Opfer von Vandalismus. Allerdings liege dem Landeskirchenamt keine Übersicht über Fallzahlen und Häufigkeit vor, teilte eine Sprecherin in Erfurt mit. Da sich die meisten Gebäude im Eigentum von Kirchengemeinden oder Kirchenkreisen befänden, werde die Erfurter Verwaltung meist nur in Fällen beteiligt, wenn Kostenschätzungen zur Schadenshöhe etwa nach Diebstählen gefordert seien.

Bei reinem Vandalismus sind laut der Sprecherin die Möglichkeiten der Kirchengemeinde, die Versicherung zur Regulierung heranzuziehen, nicht günstig. Dies greife nur bei Einbrüchen. Darum werde manches Delikt vermutlich nicht gemeldet, zumal auch die Aufklärungsquote dieser Art von Delikten gering sei. Ähnlich verhält es sich laut einer Sprecherin im katholischen Bistum Erfurt.

Seit Jahresbeginn wurden etwa durch die Thüringer Polizei mindestens fünf Fälle von Vandalismus in Kirchen des Landes öffentlich gemacht. So schmierten im Kreis Altenburger Land Unbekannte ein Hakenkreuz ans Pfarrhaus. In zwei Fällen seien Gegenstände durch Fenster ins Innere von Gotteshäusern geworfen worden. Zuletzt sei in Nordhausen der Schaukasten einer Radwegekirche zertrümmert worden.

Bundesweit hatte 2021 ein Fall in Nordhausen für Aufmerksamkeit gesorgt. Ein gläubiger Muslim hatte aus religiösen Motiven in der Frauenbergkirche eine Altartafel sowie eine antike Christusfigur beschädigt. Einen Teil des Sachschadens hat die Deutsche Muslim-Liga der Kirchengemeinde ersetzt.

Im katholischen Erzbistum Paderborn wurden zwischen dem 1. August 2024 und dem 31. Juli 2025 insgesamt 65 Schadensfälle mit Bezug zu mutwilligen Sachbeschädigungen gemeldet, darunter 21 Gebäudebeschädigungen und 23 Fälle von Vandalismus. Die Schadenssumme belief sich auf knapp 104.000 Euro. Im Jahr 2014 waren lediglich zehn Schadensfälle erfasst worden, die Schadenssumme lag damals bei rund 21.500 Euro. Die evangelische Landeskirche Sachsens berichtet trotz zuletzt rückläufiger Fallzahlen von einer weiter hohen Belastung. 55 Fälle von mutwilliger Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Diebstahl und Brandstiftung kamen zur Meldung.

Konsequenz: Aufsicht oder Kirchenschließung

Im katholischen Bistum Regensburg und im Erzbistum Köln sieht man zunehmend Lust an der Beschädigung in sakralen Räumen. Aus der Pressestelle des Erzbistums heißt es, grundsätzlich scheine eine gewisse Unwissenheit oder Respektlosigkeit gegenüber sakralen Gebäuden und Gegenständen zuzunehmen. In Köln sei zudem erkennbar, dass sich Diebstähle im Zusammenhang mit Beschaffungskriminalität in Kirchen und Kapellen häuften. In Regensburg wurden zudem Übergriffe wie das Umstoßen von Heiligenfiguren oder Kerzenständern, das Urinieren in Kirchenräumen, das Köpfen von Madonnenfiguren oder Abbrechen etwa von Hirtenstäben bei Heiligenfiguren registriert.

In Regensburg werden deshalb Konsequenzen gezogen. In zahlreichen Pfarrgemeinden werden Kirchen nur noch zu Gottesdienstzeiten oder in Anwesenheit ehrenamtlicher Aufseher geöffnet. Aber diese, wie auch hauptamtliche Mitarbeitende, könnten nicht zwölf Stunden am Tag verpflichtet werden. Leider bleibe oft nur die Möglichkeit, Gotteshäuser nur in Kernzeiten zu öffnen und ansonsten verschlossen zu halten. „Das aber entspricht nicht unserem Prinzip eines Ortes des Gebets, einem Ort, der den Menschen offen stehen soll“, erklärt Pressesprecher Jakob Schötz. „Die beste Alarmanlage ist der Beter!“, so laute ein Ausspruch des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer.

(epd)

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