Wenn die Kreditkarte klingelt

Bargeldlos können mit dem weltweit einzigartigen digitalen Klingelbeutel via Kredit- oder EC-Karte bis zu 25 Euro vom Konto abgebucht werden. | Foto: epd-bild
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Kollekte: In Berlin wurde der erste elektronische Klingelbeutel der Öffentlichkeit vorgestellt.
Von Benjamin Lassiwe

Es gehört zum Gottesdienst wie das Geläut der Glocken oder die Orgelmusik: Nach der Predigt wird ein Lied gesungen und ein Weidenkörbchen oder ein Samtbeutel wandert durch die Reihen. Denn in jedem evangelischen Gottesdienst werden Kollekten für einen guten Zweck gesammelt. »Schon der Apostel Paulus hat die Gemeinde in Korinth mit den motivierenden Worten ›Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb‹ aufgefordert, Geld für die Christen in Jerusalem zu sammeln«, sagt der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge.
Für die Kirchen und ihre Sozialeinrichtungen sind diese Sammlungen eine wichtige Einnahme: Über die EKBO werden nach Angaben von Kirchensprecher Hagen Pietzker rund 3,5 Millionen Euro pro Jahr an Kollekten abgerechnet. In der Rheinischen Kirche sind es nach Angaben von Sprecher Jens-Peter Iven mehr als fünf Millionen. Und die Einnahmen, die etwa zur Unterstützung der Kirchenmusik oder in den Kirchenkreisen zum Beispiel für kreiskirchliche Jugendarbeit bleiben, sind da noch nicht mit eingerechnet. Doch für die Gemeinden vor Ort ist die Sonntagskollekte mit immer mehr Aufwand verbunden. Denn immer mehr Banken erheben teils hohe Gebühren für Münzeinzahlungen oder stellen, wie die in Kirchenbesitz befindliche Evangelische Bank, das Bargeldgeschäft ganz ein.
In der EKD wird deswegen schon lange über Möglichkeiten diskutiert, elektronische Kollekten zu erheben. Eine ganze Reihe von Kirchengemeinden, etwa die Schweriner Schelfkirche, verfügt bereits über ein EC-Terminal für Spenden. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und die Evangelische Bank gingen noch einen Schritt weiter: In Berlin stellten sie den weltweit ersten elektronischen Klingelbeutel der Öffentlichkeit vor: Wie bei einem herkömmlichen Klingelbeutel können Gottesdienstbesucher auch bei dem neuen Modell Bargeld in ein Samtsäckchen werfen. Im Griff des Kollektenbeutels ist aber zusätzlich ein Bezahlterminal eingebaut: Mittels eines Funkchips kann dort kontaktlos und ohne Eingabe einer PIN auch mit Kredit- oder EC-Karte bezahlt werden.
Die Höhe der Spende kann mit einem Rädchen am Griff des Klingelbeutels eingestellt werden – aus Sicherheitsgründen ist sie aber auf maximal 25 Euro begrenzt. Im Herbst soll der elektronische Klingelbeutel im Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte getestet, ab Dezember dann bundesweit in den ersten Gemeinden eingeführt werden.
»Der digitale Klingelbeutel ist ein zusätzliches Angebot zur Barspende«, sagte Konsistorialpräsident Jörg Antoine. »Der Umgang mit der Kollekte wird damit für die Gottesdienstbesucher wie für die Kirchengemeinden vereinfacht.« In anderen Ländern, etwa in Frankreich oder Schweden, wird schon länger bargeldlos in Gottesdiensten Geld gesammelt. Doch das Modell der EKBO unterscheidet sich durch den Verzicht auf eine PIN-Eingabe von den übrigen Varianten, außerdem könne weiter auch mit Geld bezahlt werden, sagte Fabian Kraetschmer von der IT-Abteilung der evangelischen Landeskirche.
Das Prinzip sei jetzt europaweit zum Patent und mit Gebrauchsmusterschutz angemeldet. »Uns war wichtig, dass diese Lösung schnell ist«, sagte Fabian Kraetschmer. Es sollte möglich sein zu spenden, ohne durch PIN-Eingaben den Gottesdienst zu stören. Und wer höhere Beträge als 25 Euro einzahlen wolle, könne künftig eine ebenfalls in der Entwickung befindliche App nutzen. Zudem wolle man an den Ausgängen der Kirchen auch Kreditkartenterminals für höhere Spendenbeträge anbieten.

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