Kontroverse
Präsenzgottesdienste in der Pandemie?

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Ostergottesdienst: Die Länderempfehlung, als Bitte formuliert lautet, Kirchengemeinden mögen die Gottesdienste virtuell abhalten. Die Entscheidung treffen letztlich die Gemeindekirchenräte. Dort gehen die Meinungen auseinander. Für Präsenzgottesdienste gelten nach wie vor die behördlichen Verordnungen. Die Besucherzahl richtet sich nach der Inzidenz.

PRO
Von Arnfried Richter, Kirchenältester in Renthendorf (Kirchenkreis Eisenberg) und Mitglied der Landessynode

Gottesdienst! Man kann dieses Wort so lesen, dass Menschen Gott dienen. Doch ist es nicht vielmehr genau anders herum? Wir Menschen lassen uns von Gott dienen, der schon für unsere Sünden einstand. Er besiegte den Tod, den aktuell so viele fürchten.
Was aber machen wir? Statt gebührend daran zu erinnern, blieben 2020 fast alle Kirchen geschlossen. Das wichtigste Fest der Christenheit wurde aus Angst vor dem Tod nicht in den Kirchen gefeiert. Ich kann es noch immer nicht fassen! Auch diesmal lähmt diese Furcht, die uns an Leib und Seele krank macht.
Dagegen brauchen wir Hilfe, brauchen Trost. Doch woher sollen sie kommen? Zu Internet, Fernsehen und Radio sage ich eindeutig: Nein! Virtuelle Räume, mögen sie noch so viele Kontakte aufzählen, ersetzen keinesfalls menschliche Begegnung! Denn menschliche Wärme und Nähe, tröstender Zuspruch, verständnisvolle Blicke, mitfühlende Gesten – dies überträgt kein Bildschirm.
Aber Zuspruch, begleitet von fühlbarem Verständnis, erlebt in wohltuender Gemeinschaft – das ist Gottesdienst. Gehen wir also in den Gottesdienst in unsere Kirche gleich um die Ecke! An der Kirchentür dürfen wir alle Last ablegen und uns Gott andächtig zuwenden, der wirklichen Trost spendet. Da bin ich mir absolut sicher!
Gemeindekirchenräte haben wirksame Hygienekonzepte erarbeitet. Das zeigen die Erfahrungen des vergangenen Jahres. Gottesdienste sind keine Räume der Ansteckung!
Eine Liedzeile von Jörg Zink bringt es für mich auf den Punkt: “Ich traue Gott, was soll ich sorgen, er sagt, er habe auf mich acht.“

KONTRA
Von Sigrid Buchholz, Gemeindekirchenratsvorsitzende der Kirchengemeinde Profen im Kirchenkreis Naumburg-Zeitz

Präsenzgottesdienst? In dieser Situation ist das nicht das Richtige! Das meinen wir als Gemeindekrichenrat hier in Profen, wo die Inzidenzzahlen seit langem sehr hoch sind. Wir können das nicht mit unserem Gewissen vereinbaren. Es geht uns um den Gesundheitsschutz. Zudem ist es ja auch eine Frage des Ethos und der Solidarität.
Sicher hätten wir auch gern Gottesdienst am Karfreitag gefeiert und am Ostersonntag die Osterandacht mit Osterfeuer und einem anschließenden Osterfrühstück wie sonst. Wir hatten das geplant, aber als die Zahlen so nach oben gingen, haben wir uns schnell wieder davon verabschiedet. Aber das heißt das ja nicht, dass Ostern gar nichts stattfindet in unserer Kirche. Es findet nur anders statt. Unsere Kirche ist täglich geöffnet. Alle haben so die Möglichkeit zur individuellen Einkehr, etwas Stille zu finden und für ein Gebet. Karfreitag zur Sterbestunde Jesu um 15 Uhr werden unsere Kirchenglocken läuten und dann die letzten Kerzen in der Kirche gelöscht. Am Ostersonntag werden die Festtagsglocken läuten und so an die Osterhoffnung erinnern. Wer in die Kirche kommt, kann eine Osterkerze entzünden oder mitnehmen, es gibt einen Osterbrief mit Hoffnungsbotschaft, einem Hoffnungszeichen, etwas zum Basteln und eine kleine Überraschung und natürlich die Gelegenheit zu individueller Einkehr und Gebet.
Bereits 2020 mussten wir alle Präsenzaktionen zu Ostern absagen. Gut, dass bei uns immer von Ostern bis zum Reformationstag und vom 1. Advent bis zu Epiphanias die Kirche für Besucher offen ist. Die Entscheidungen fallen uns nicht leicht, aber wir hoffen, der Virusausbreitung gerade als Christen etwas entgegen setzen zu können.

Autor:

Online-Redaktion

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